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Die Zant als Vertreter des Regensburger Patriziats im 13. und 14. Jahrhundert

Joachim Friedl M. A.

Dissertationsprojekt (drittmittelfinanziert)

?berblick

Die Anf?nge einer Bürgerschaft reichen im Falle Regensburgs bis in die Karolingerzeit zurück, als erste Vertreter dieser sozialen Schicht Ende des 9. Jahrhunderts im Umfeld von St. Emmeram auftauchen. Bis zur n?chsten Nennung eines cives um 980 erstreckt sich eine der schlechten Quellenlage geschuldete Lücke. Ab dem 12. Jahrhundert wird die ?berlieferung besser, und es ergibt sich das Bild einer sich langsam verfestigenden Elite. Deren Kern bildeten offenbar Kaufleute, die vor allem im Fernhandel zu Reichtum gelangten, und Ministeriale, die in Diensten von K?nig, Herzog oder Bischof standen.

Aufgrund der gerade in Regensburg recht komplexen Herrschaftstektonik, die durch die ?berlagerung k?niglicher, herzoglicher und bisch?flicher Machtansprüche gekennzeichnet war, ergaben sich bei Konflikten zwischen diesen Lagern manchmal erhebliche Verschiebungen, die von der Bürgerschaft zur Realisierung eigener Ambitionen genutzt werden konnten.

bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@e herrschaftspolitische Dynamik führte dazu, dass die Konkurrenten in der Bürgerschaft mehr und mehr wichtige Bündnispartner sahen, die sie durch Gew?hrung von Privilegien an sich zu binden suchten. Im Laufe der Zeit kam es so gewisserma?en zu einer Addition von Einzelrechten, die im Ergebnis auf die bürgerliche Stadtherrschaft hinausliefen. bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@e Entwicklung kam schon im 12. Jahrhundert in Gang und fand ihren H?hepunkt 1245 im Aufstieg Regensburgs zur Freien Reichsstadt.

Die Herrschaft über Regensburg lag nun in H?nden einer sozialen Elite, die trotz mancher Einw?nde nach wie vor am besten mit dem Begriff ?Patriziat‘ gekennzeichnet ist. Zu den bisher den sozialen Status dieser Elite pr?genden Elementen trat jetzt die Ausübung politischer Herrschaft, was das Patriziat nun noch mehr gegen andere, konkurrierende Gruppen abgrenzte. Hatten sich die Familienverb?nde bis dahin haupts?chlich in sozialen, religi?s-karitativen, repr?sentationsbezogenen und ?konomischen Handlungsr?umen bewegt, kam sp?testen 1245 ein politisch-stadtherrschaftlicher Aspekt hinzu. Die soziale Elite bestand im Falle Regensburgs aus gut 40 Familien, die durch vielf?ltige Verbindungen untereinander verflochten waren und so ein Netzwerk bildeten, das durch Wirtschaftsbeziehungen und Konnubium mit Familien anderer St?dte weit über die Stadtgrenzen hinausreichte, dabei aber trotz scheinbarer Homogenit?t tats?chlich ?u?erst heterogen war. Es erscheint daher für die Erforschung der st?dtischen Kommunikation unabdingbar, die Tr?ger dieser Kommunikation in Gestalt einer einzelnen Familie in den Fokus zu nehmen. Der dabei zu entwickelnde Fragenkatalog und das Suchraster k?nnen die sp?tere Untersuchung weiterer Familien erm?glichen oder erleichtern.

Die Zant waren Schulthei?en, Judenrichter, Hansr?te und Münzmeister und geh?rten damit zu den am meisten herausgehobenen Familien. Aufgrund ihrer zentralen Stellung in der Stadt und ihres sich daraus ergebenden weitreichenden Engagements auf allen relevanten Handlungsfeldern stellen die Zant daher ein hervorragendes Objekt für die Besch?ftigung mit der Regensburger Bürgerschaft dar.

Fragenkomplexe

Folgende Fragenkomplexe bilden das Gerüst für die Untersuchung:

Prosopografische Grundlagen: Woher kommen die Zant? Aus welchem herrschaftlichen Bereich stammen sie? Was war ihr rechtlicher Status? Wohin verlassen die Zant 1359 – nach Verlust ihrer ?mter – die Stadt und wann taten sie dies? Welche sind die letzten heute bekannten Zant?

Wirtschaftsleben und Besitz: ?ber welche Besitzungen verfügen die Zant, um überhaupt in die politisch führende Position zu gelangen? In welchem Gr??enverh?ltnis steht dieser Besitz zu dem der anderen Patrizierfamilien? Sind Besitzkonzentrationen erkennbar und lassen diese Rückschlüsse auf die Verbindungen zu Bischof, Herzog und K?nig zu?

?mter und Funktionen: Wie gelangen die Zant in ihre zahlreichen ?mter? Welche Stellung haben die Zant dadurch in der noch jungen Stadtverfassung? Welche politischen Positionen nehmen die Zant ein? Wie k?nnen sie den sog. Aueraufstand scheinbar unbeschadet überstehen? Wie genau verl?uft der Verlust des Schulthei?engerichts um 1359?

Soziale Netzwerke: Mit welchen Familien verbinden die Zant besonders enge Netzwerke? Gibt es famili?re Netzwerke anderer Familien, mit denen die Zant offenbar bewusst keine Verbindung eingingen? Werden unterschiedliche, miteinander nicht vermischte Verwandtschaftsnetzwerke deutlich und sind dabei Strukturen ablesbar?

Religi?s-karitativer Bereich: Welche karitativen Einrichtungen stiften die Zant und welche Funktionen haben einzelne Familienmitglieder in solchen Einrichtungen? Spielen die Zant mit ihrem Engagement eine Vorreiterrolle? Unterscheidet sich ihr Verhalten von dem anderer Patrizierfamilien?

Repr?sentation: Welche Formen der Repr?sentation üben die Zant aus? Welche Rolle spielen die Zant in dieser Hinsicht innerhalb der patrizischen Oberschicht? Gibt es Unterschiede zu anderen Familien? Worauf legten die Zant den Schwerpunkt?

Was ist das Ziel der Dissertation?

Welche Ergebnisse lassen sich erwarten? M?chte man der ?Frage nach den Konstrukteuren und Konstruktionsprinzipen des r?umlichen Gefüges [innerhalb der Stadt]“ nachgehen, ist die Entwicklung eines entsprechenden Fragenkatalogs unabdingbar, wofür zun?chst ein Akteur genauere Aufmerksamkeit erfahren sollte. Die Eignung der Zant als Gegenstand einer solch familiengeschichtlich-prosopografisch fundierten Erforschung des urbanen Binnenraums Regensburg steht dabei au?er Frage. An ihrem Beispiel sind bedeutende Fortschritte zu erwarten, besonders was die inneren Strukturen und Mechanismen der sozialen und politischen Elite Regensburgs anbelangt. Dadurch kann ein gewichtiger Beitrag zu den bekannten Problemfeldern der sp?tmittelalterlichen Stadtgeschichtsforschung für Regensburg geleistet werden, so zum Beispiel zu Fragen der inneren Verfassung und Verwaltung, der rechtlichen Kompetenzen der Bürgerschaft und des Verh?ltnisses der Bürgerschaft zu den ehemaligen Stadtherren und den auch nach 1245 selbstst?ndig bleibenden Herrschaftsbereichen wie etwa St. Emmeram.


  1. Fakult?t für Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften
  2. Institut für Geschichte

Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte

Joachim Friedl M.A.

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