?Das ist doch Schnee von gestern!“ – diese sprichw?rtliche Redensart kann man auch im Sommer zu h?ren bekommen, wenn sich über Altbekanntes aus ?anno Schnee“ und Unbedeutendes emp?rt wird. H?chstwahrscheinlich geht diese Formulierung auf Fran?ois Villons ?Ballade des dames du temps jadis“ im 15. Jahrhundert: ?Mais où sont les neiges d’automne?“ zurück, wobei schon die R?mer ?anni nives praeteriti“ kannten. Als weitere Varianten sind im Deutschen folgende Redewendungen bekannt: ?Den Schnee des vorigen Jahres suchen“ und ?vom vorj?hrigen Schnee reden“. Im Niederl?ndischen hat sich die ausführlichste Formulierung erhalten: ?Hij praat van de sneeuw, die in het ander jaar viel.“
Gleich der Sinnlosigkeit von ?Eulen nach Athen tragen“, kann man auch ?Schnee nach Lappland oder Spitzbergen tragen“, wenn man sein überflüssiges Tun in den Wintermonaten kommentieren will. Genauso gut kann man in diesem Fall ?den Schnee im Ofen backen (d?rren)“, in Bayern mit deftigerer Geschmacksnote ?selchen“.
Die winterliche Entsprechung von ?Gras über etwas wachsen lassen“ findet sich in der Redewendung ?einen Schnee auf etwas fallen lassen.“
Unm?gliches oder Unvorstellbares wird seit dem Mittelalter mit ?schwarzem Schnee“ verbunden, wenn Hartmann von Aue in seinem ?Zweiten Büchlein“ singt (v. 612-614): ?ich gloube an s?ne w?sheit / hinnen fürder niht mê / dan an wizen koln und swarzen snê.“ Gleiches Oxymoron steckt in den Wendungen ?schwarzen Schnee suchen“ oder bei der Terminangabe ?wenn schwarzer Schnee f?llt“.
Soll unter allen Umst?nden an einem Vorhaben festgehalten werden, so empfiehlt sich mit Gerhard Hauptmanns ?Webern“ (Ende 5. Akt) zu rufen: ?Und wenn der ganze Schnee verbrennt!“, wobei oft hinzugefügt wird: ?die Asche bleibt uns doch!“.
Will man in den Wintermonaten jemanden übers Ohr hauen, so kann man ihm auch saisonal korrekt ?Schnee für Salz“ oder ?Schnee für Baumwolle“ verkaufen.
Antriebslose und Unverheiratete werden ganzj?hrig im Obers?chsischen und Schlesischen mit ?Na, alter Schneesieber“ jovial begrü?t, da nach alter Sage Unverheiratete als Strafe für ihre Bummelei, die zur Ehelosigkeit geführt hat, im Himmel Schnee sieben müssen.
F?llt die hungrige Verwandtschaft über die Feiertage ein, so ?schmelzen“ die Essensvorr?te dahin ?wie Schnee in der Sonne“.
Zu guter Letzt darf man sich unter dem Gabenbaum über die Geschenke wie ?ein Schneek?nig freuen“, wobei man streng genommen - selbst bei Eisesk?lte gut gelaunt - wie unser kleinster Piepmatz, der Zaunk?nig, immer noch fr?hlich im Garten singen müsste.