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Mond?ner und emanzipatorischer Schnee

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts er?ffnete die Lust am Schnee nicht nur touristische, sondern auch emanzipatorische M?glichkeiten. Waren die verschneiten Berge noch in der Romantik als innerer Sehnsuchtsort und Sinnbild des Erhabenen auf subjektive Innerlichkeit angelegt, wurden sie nun zu einem begehrten Reiseziel für extrovertiertes Sportvergnügen. Die Unberührtheit der Landschaft erschloss nicht mehr metaphysische Spielr?ume für übermenschliche, nicht fassbare M?chte, sondern verflachte zu einem stilisierten Gegenentwurf zur st?dtischen Zivilisation.

Sehnsucht nach Schnee

Die Industrialisierung und der technische Fortschritt pr?gten das Bild der St?dte: Kamine pusteten dicken Rauch in den Himmel, Gestand durchzog dank neuer chemischer Verfahren die Gassen, die St?dte schwollen durch ihren Hunger nach billigen Arbeitskr?ften an, Schnelligkeit und Normierung bestimmten die Arbeitsweise. Die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts aufkeimende Reformbewegung erkannte in der Lebensweise der modernen Gesellschaft die Ursache von Zivilisationskrankheiten, denen man durch eine ?Zurück zur Natur“-Lebensweise entgegenwirken wollte. Mediziner forderten den Korsettverzicht für Frauen, bewegungsfreundliche Kleidung, sportliche Bet?tigung, den Aufenthalt an frischer Luft und eine gesunde Ern?hrungsweise für beiderlei Geschlechter. Durch die Rückbesinnung auf vorindustrielle Zeiten wurde dem l?ndlichen Leben eine Erdverbundenheit und Ursprünglichkeit zugewiesen, entlegene Gegenden dienten als Zufluchtsort.

Schwabinger Bauernball

Schwabinger Bauernball. ?Jetzt geben wir unsre Skier an der Garderob‘ ab, dann k?nnen wir morgen von hier aus gleich nach Schliersee!“ In : Jugend Nr. 4 (1904). S. 107. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.


Anf?nglich war das Vergnügen in Eis und Schnee einer wohlhabenden Schicht vorbehalten, die sich von dem ?artic fever“ anstecken lie?: Als sich Nansen 1888 anschickte, Gr?nland mittels seines ?Schneeschuhs“ zu durchqueren, verfolgten die Medien sensationslüstern die Expedition. Weitere nordische Forschungsreisen sollten folgen, die nicht weniger das Interesse der ?ffentlichkeit erregten und bis zu den Thule-Expeditionen (1912-1933) von Knud Rasmussen ungebrochen waren. Experimentierfreude trieb Skipioniere an, die nordischen Bretter an alpine Verh?ltnisse anzupassen, Fahrtechniken zu erproben und auf Skiern verschneite Berggipfel zu erklimmen. Nicht minder spektakul?r waren Skirennen über wilde Pisten und Skispringen von Hausd?chern.

Simplicissimus. Wintersportausgabe. Titelblatt

Die Gattin: ?Wenn ihm ein Sprung so gelingt, mu? ich es bü?en. Dann landet er immer bei einer andern.“ In: Simplicissimus 29, Nr. 38. (15. Dezember 1924). S. 537. Wintersportausgabe. Titelblatt. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.


Exklusiver Schnee

Der Zulauf der St?dter war enorm: Die neuartige Bewegungsmethode in verschneitem Gel?nde wurde als Freizeitsport entdeckt. Zeitschriften bewarben seit den neunziger Jahren regelm??ig den Schneesport. Schlie?lich wurden sogar Sonderbeilagen für den Wintersport in beliebten Journalen wie ?Der Tourist“, ?Der Alpenfreund“ und im ?Simplicissimus“ gedruckt. In München wurde zudem ab 1906 ?Der Winter. Illustriertes Wochenblatt für den Wintersport“ verlegt. Da sich anf?nglich nur eine wohlhabende Schicht einen solchen Urlaub finanziell und zeitlich leisten konnte, wurden auch die Freizeitvorstellungen und Ansprüche der St?dter in die Bergd?rfer importiert. Die Gesch?ftstüchtigkeit der Einheimischen erkannte die M?glichkeit, der b?uerlichen Armut und Existenznot zu entfliehen, und reagierten auf die Wünsche der G?ste. Die ersten mond?nen Winterurlaubsorte etablierten sich, die auch heute noch für exklusives Schneevergnügen stehen: Lech am Arlberg, St. Moritz, Gstaad, Kitzbühel, Davos, Zermatt, Chamonix, Mont Blanc, Cortina d’Ampezzo und Garmisch-Partenkirchen.

Skij?ring. In: Fliegende Bl?tter

Skij?ring. In: Fliegende Bl?tter 84, Nr. 4303 (1928). Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.


Urlaub im Schnee wurde zum Lifestyle: Skikurse machten dabei nur einen kleinen Teil des Angebots aus. Eisbahnen wurden künstlich erzeugt, um Eisstockschie?en und Schlittschuhlaufen zu erm?glichen. Skij?ring und Rodeln auf Mehrsitzern sorgte für ausgelassene Stimmung. Ein elegantes Dinner mit anschlie?endem Tanz versprach einen gelungenen Ausklang des Tages. So verwundert die Frequenz der Sektwerbungen in den zeitgen?ssischen Zeitschriften nicht: P?rchen prosten einander auf dem Schlitten zu, am Rande der Eisbahn oder auf der Piste in einer Abfahrtspause. Das sch?umende Getr?nk geh?rte – zumindest nach Vorstellung der Werbebranche – zum festen Bestandteil des heiteren Skiurlaubs.

Wintersport von morgens bis mitternachts

Wintersport von morgens bis mitternachts. In: Simplicissimus 29, Nr. 38. (15. Dezember 1924). S. 537. Wintersportausgabe.


Nivale Emanzipation

Die M?nner waren durch ihre Alltagskleidung den Frauen in den Anfangstagen des Skisports überlegen: Das Korsett engte stark ein und verhinderte ein gr??eres Atemvolumen bei Anstrengungen. Die langen R?cke sorgten nicht nur für erh?hte Unfallgefahr, sondern erwiesen sich als extrem unpraktisch und peinlich. Der Stoff sog sich mit Wasser voll und gefror durch den Fahrtwind. Bei einem Sturz stülpten sich die steifen Glockenr?cke um. Da die Unterhose bis 1914 im Schritt offen war, wurden unfreiwillige Einblicke gew?hrt, die eine Hilfeleistung für beide Parteien – Gestürzte wie Retter – pikant werden lie?. In Fachjournalen und Anleitungsbüchlein wurde der Gebrauch einer Hose unter dem Rock empfohlen. Auch Blommerkostümwenn sich die Hose zum Bergsteigen und Radfahren zur Risikominimierung bereits etabliert hatte, so war doch der Gebrauch auf die Dauer der jeweiligen K?rperertüchtigung beschr?nkt. Hosen wurden verstohlen im Rucksack mitgenommen, auf der Toilette angezogen und nach dem Pistenabenteuer wieder abgelegt.

Da zum einen oftmals die Umkleidem?glichkeiten an den Pisten fehlten und zum anderen ein anderer Zeitgeist Einzug hielt, entwickelten sich praktikablere Mischformen: ?ber der Hose wurde ein aufkn?pfbarer Rock getragen, der bei der Abfahrt als Cape um die Schultern gelegt werden konnte. Auch das Bloomer-Reformkostüm mit seinem korsettfreien Oberteil und weiten Pumphosen wurde von der selbstbewussten Damenwelt entdeckt. bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@es mutige Kostüm fand bei der M?nnerwelt wegen seiner modern gesinnten Befürworterin und Namensgeberin Amelia Bloomer nur wenige Anh?nger, ebenso wie ausladende ?Breeches“, die am Unterschenkel noch mehr Kontur zeigten.

?Blommerkostüm“: nach Amelia Bloomer benannt. In: The Lily 1851.


Obgleich derartige Kleidungstücke gesellschaftlich nicht akzeptiert waren, lie?en sich immer weniger Frauen auf Mischkostüme ein und trugen selbstverst?ndlich Hosen, auch abseits der Pisten. Die Modebranche witterte Gesch?ft und legte in bunten Farben und tauglicheren Stoffen Beinkleider vor. Das neue Modeideal propagierte einen eher androgyn anmutenden Frauentyp: Die aufw?ndigen Hochsteckfrisuren sollten dem Bubikopf weichen, das Korsett wurde zu Gunsten einer natürlichen K?rperkontur abgelegt, feine Blusen wurden durch sportive Wickelblusen und Westen ersetzt und die langen R?cke gegen ?berfallhosen eingetauscht. Polizeiliche Verbote, in Hosen Gastst?tten und Cafés zu betreten, wurden ignoriert.

Achtung.
Die Damenhose kommt!
Poiret hat’s prophezeit:
?Oui, mes Dames! Es ist so weit!“
Eine allgemeine, gro?e
Damen-Herrenhose-Hausse
Ist im ?Anzug“! Wie der Mann
Zieht die Frau jetzt Büxen an!“ –
Schmunzelnd, mit verkl?rtem Blick
Ruft der Junggeselle: ?Schick!“:
?Hm!“, verdrie?lich und verlegen
Brummt’s der Br?ut’gam; froh
Dagegen,
Boshaft grinst der Ehemann:
?Bald hat jede – Hosen an!!“

(Fliegende Bl?tter: 17.02.1928, Nr. 4307, S. 96 a.)


Ein bei beiden Geschlechtern beliebtes Kleidungsstück wurde als ver?chtliches Synonym für den Wintersport von konservativen Geistern verwendet: der ?Pulloversport“. Doch der Spott w?hrte nicht lange: Der Pullover wurde in den 30er Jahren als offizielle Mannschaftsbekleidung des Bayerischen Skisportvereins eingeführt.

Auf der H?he

Auf der H?he: ?Die janze Chose mit dem Wintersport kommt erst richtig in Blüte, wenn se och hier `n Totalisator einführen!“. H. M. Glatz (München, 1913) In: Jugend 11 (1914). S. 329. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.


Schneeflirt

Das Erlernen des Skifahrens stellte jedoch nur einen Aspekt des neuen Freizeitvergnügens dar. Da sich dieser neuen Bet?tigung vor allem junge Menschen annahmen, konnten sich M?nner und Frauen abseits von gesellschaftlichen Zw?ngen einander ann?hern. Im Gegensatz zu anderen Sportarten partizipierten die Frauen von Anfang an gleichberechtigt und wurden auch so von dem anderen Geschlecht wahrgenommen. Nur wenige Stimmen erhoben sich gegen die neue gesundheitsf?rdernde Sportart, indem sie befürchteten, die Geb?rf?higkeit k?nne bei zu gro?en Strapazen leiden.

Ehrenstandpunkt

Ehrenstandpunkt. “Schlapp machen ?? Sch?m dich, Emmy – sei ein Weib!“ In: Fliegende Bl?tter 1928 (84, Nr. 4351). S. 307. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.


In der Frau wurde eine ?Kameradin“ entdeckt, mit der man auch au?erh?usliche Erlebnisse teilen konnte. Die neue Ungezwungenheit drückt sich nicht nur eine k?rpernahe Kleidung aus, sondern auch durch lautes Lachen, zerzauste Haare, Schwei?perlen auf der Stirn, trainierten Muskeln und ein braun gebranntes Gesicht. Die gepflegte Salonunterhaltung wurde auf der Piste oder Eisbahn durch waghalsige Kunststücke und Wettrennen ersetzt. Nicht selten unterstellte man den modernen Frauen, lediglich auf nivale M?nnerjagd zu gehen, w?hrend man den M?nnern nachsagte, ihre Hilfsbereitschaft auf der Piste w?re nicht ohne Hintergedanken.

Ein ?Naturbursche“ als Skilehrer und das fesche ?Skihaserl“ werden bereits in den 30er Jahren zu Stereotpyen des winterlichen Sports.

An der Kurve. Titelblatt Simplicissimus 30

An der Kurve. ?Heute abend mu? sich’s entscheiden, wer meine Hotelrechnung bezahlen darf.“ Titelblatt. In: Simplicissimus 30, Nr. 36 (7. Dezember 1925). Wintersportausgabe. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.


Schneerausch und Gesellschaftswandel

Der neue Look der Damenwelt versetzte die heimische Bev?lkerung nicht nur in Erstaunen, sondern bisweilen in helle Emp?rung, da man jugendgef?hrdende Einflüsse durch schamloses Auftreten befürchtete.

? Ein wahrer Skandal in des Wortes ernstester Bedeutung ist das, was man in diesen Wintertagen im Sauerland […] zu sehen bekommt. Ich meine die Kleidung so vieler Frauenzimmer – Damen kann man sie nicht nennen – die unser sch?nes Sauerland aufsuchen, um da Wintersport zu treiben. Nicht blo? auf den Sportpl?tzen, sondern auch in den Stra?en unserer St?dtchen und D?rfer sieht man diese modernen Sportweiber in M?nnerkleidung rudelweise herumlaufen, zum ?rger aller Erwachsener und für unsere heranwachsende Jugend. Von dieser Kleidermode gilt zweifellos das Urteil des Fuldaer Hirtenbriefes vom 10. August 1913, das sie dem Sch?nheitsgefühl Hohn spricht und geradezu durch Unanst?ndigkeit ?rgernis erregt. Sie geh?rt zu den raffinierten Formen der Bekleidung, deren Hauptzweck scheint, den K?rper wie unbekleidet erscheinen zu lassen. Die Bisch?fe fügen hinzu, da? die Zügellosigkeit des Neuheidentums, namentlich gewisser Weltst?dte, derartige Moden erfinden! Ich glaube aber nicht fehl zu gehen, wenn ich vermute, da? selbst in den Weltst?dten eine solche Bekleidung in der ?ffentlichkeit nicht geduldet würde; wenigstens ist mir von einem Herrn, der vor kurzem in Paris war, gesagt worden, so schamlose Tracht, wie in Winterberg, habe er dort auf der Stra?e nicht gesehen.“ (K?lnisches Volksblatt 31. Januar 1914; zit. n. Michels: Gro?stadtunsitten. S. 63 f.)

Ein Pfarrer im Sauerland war in den 30er Jahren um das Seelenheil seiner Gemeinde so verzweifelt, dass er sonntags von der Kanzel flehte, es m?ge doch an Weihnachten nicht schneien, damit die ?Weibersleut nicht in Hosen herumlaufen.“ (a.a.O. S. 67.)
In manchen Orten wurden die Damen mit Schneeb?llen beworfen, um Mi?achtung zu zeigen.

Moderne Weiblichkeit
Sie schneiden sich die Z?pfe ab
Und tragen nur Bubik?pfe
Und M?nnerhüte und Hosen
Und lieben m?nnliche Posen,
Verfolgen m?nnliche Ziele,
Und m?nnlichen Sport und Spiele
Betreiben Sie sehr gesch?ftig
Und werden formlos und kr?ftig
Und werden so sehnig und hager
Und werden so eckig und mager,
Bis sie sich erringen das Recht
Zu hei?en: ?Das flache Geschlecht.“

(Fliegende Bl?tter 14.01.1927 .Nr. 4250. S. 34)

Die Ablehnung gegen die St?dter war auch aus anderen Gründen verst?ndlich: Anf?nglich waren die Gasth?user nicht auf derartige Mengen an Wochenendg?sten gefasst, so dass die Versorgung mit Nahrungsmitteln schwierig wurde. Zum Teil erhielten im Sauerland die Einheimischen Rationen, um die geschm?cklerischen St?dter am Wochenende verw?hnen zu k?nnen. Die meisten Dorfbewohner sahen jedoch den touristischen Aufschwung positiv: ?Jede Flock‘ nen Daler wert.“, der letztendlich den Wohlstand sicherte und Bergd?rfer in mond?ne Kur- und Wintersportorte verwandelte. So wurde aus dem einst beschwerlichen Schnee eine willkommene Notwendigkeit für den Fremdenverkehr.

Damit einher ging auch die Ver?nderung der unberührten Natur: Stra?en wurden gebaut, Pisten zerfurchten die Bergh?nge, Lifte wurden installiert, Bauernh?fe zu Hotelbetrieben umgebaut, neue Zweckbauten für den Tourismus entstanden. Der zünftige Hüttenabend mit einfacher Hausmannskost verkam immer mehr zur folkloristischen Abendunterhaltung, um den Erwartungen der G?ste gerecht zu werden.


Funktionalisierter Schnee

Das dritte Reich nutzte geschickt das Vergnügungspotential des Schnees in mehrfacher Weise: Die beliebten Sportwochenenden wurden als KdF-Fahrten mit der Reichsbahn bei Partiemitgliedschaft um bis zu 50% rabattiert. Um m?glichst viele an dem nivalen Vergnügen teilhaben zu lassen, wurden Winterkleidung und Skier in den Jahren 1942/3 eingesammelt: der Skisport wurde ein Massensport, den sich jeder leisten k?nnen sollte. Zudem verknüpfte sich mit dem Parteibuch das Startrecht an Wettk?mpfen. Jüdische Sportler litten bereits seit dem Ersten Weltkrieg unter Benachteiligungen im Skisport, die schlie?lich zum Ausschluss vom Skiverband führten.

Das sich ausgelassene Messen in der neuen Sportart nach britischer Rekordmanier wurde im Sinne des Elitegedankens zur ?berlegenheit der arischen Rasse funktionalisiert. Skikurse der Hitlerjugend sorgten für Gleichschaltung, Drill, K?rperertüchtigung und Spa? gleicherma?en. Auch der Film leistete einen wesentlichen Beitrag zur Popularit?t des Schnees als Lustfaktor: Leni Riefenstahl verk?rperte in ihrem Film ?Der wei?e Rausch – neue Wunder des Schneeschuhs“ (1931) den k?mpferischen und willensstarken Frauentyp und begeisterte durch Aufnahmen von stiebendem Schnee, temporeicher Bildfolge, eleganter Choreographie und k?rperbetonten Silhouetten vor untergehender Sonne. St?rend wurde die dünne Handlung auch in nachfolgenden Skifilmen nicht empfunden: Spektakul?re Naturaufnahmen erg?nzten anmutige K?rperbeherrschung. Atemberaubender Geschwindigkeitsrausch und heroischer K?rperkult in Eis und Schnee mystifizieren in alpiner Landschaft die nationalsozialistische Ideologie.

Simplicissimus. Wintersportausgabe.

Ohne Titel. Bild: E. Th?ny. In: Simplicissimus 29, Nr. 38. (15. Dezember 1924). S. 518. Wintersportausgabe. Titelblatt. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.


Schneesicherheit

Nach dem Zweiten Weltkrieg befeuerte das Wirtschaftswunder die Schneebegeisterung der Massen, so dass ausbleibender Niederschlag zu einem fremdenverkehrstechnischen Problem wurde: Daher wurde 1964 am Fu?e der Zugspitze die erste Schneekanone (aus Amerika importiert) in Betrieb genommen. Das aus dem Eibsee gepumpte Wasser wurde über Aluminiumrohre durch einen Kondensator geleitet und verdichtet.

Beschneier simulieren die Bedingungen innerhalb einer Wolke: Wasserdampf wird als Sprühnebel unter null Grad ausgeblasen, so dass eher graupel?hnliche Eisteilchen entstehen, die anf?nglich noch nicht durchgefroren und eher seifig sind. Mit dem Frost backen sie zu einer Schicht zusammen, die in ihrer Struktur groben, kugelf?rmigen Gletschereiskristallen ?hneln. Daher ist es notwendig, den technisch erzeugten Schneeauftrag mit einer Fr?se zu bearbeiten und durch Zerkleinerung in sechseckige Prismen aufzubrechen. Im Gegensatz zu den natürlichen feinen Dendriten des Neuschnees federn die prismenf?rmigen Kristalle einen Sturz weniger ab: Durch die andersartige Kristallstruktur (Verlinkung zu 2) ist technischer Schnee h?rter und verursacht leichter blaue Flecken.

Mittels ?snowfarming“ l?sst sich Schnee auch über den Sommer konservieren: Schnee, im Vorwinter produziert, wird durch eine isolierende Abdeckung für den sp?ten Herbst erhalten, um bei niedrigen Temperaturen eine Loipe auf grüner Wiese auch ohne vorherigen Schneefall anbieten zu k?nnen…


Literatur:

  • Detleff Brennecke: Recken als Erzieher? Admunsen, Hedin und Nansen – drei Idole in Deutschland. In: Wahlverwandtschaft. Skandinavien und Deutschland 1800-1914. Hrsg.: Bernd Henningsen, Janine Klein, Helmut Müssener, Solfrid S?derlind. [Orginaltitel: Skandinavien och Tyskland] Deutsches Historisches Museum. Berlin 1997. V. a. S. 419 f.
  • Charlie Englisch: Das Buch vom Schnee. 2009 Berlin.
  • Sabine Dettling: Sporttourismus in den Alpen. Die Erschlie?ung des Alpenraums als sporttouristisches Ph?nomen. Sozialhistorische und ?kologische Begründungen. Marburg 2005.
  • Gerd Falkner: Skipers?nlichkeiten im Dritten Reich. Reflexionen über Instrumentalisierung und Funktionalisierung. In: Skilauf – Volkssport – Medienzirkus. Skisport als Kulturph?nomen. Hrsg.: Markwart Herzog. Stuttgart 2005. S. 95-110.
  • Hans Fischer: Skihaserl. Ein Bilderbuch. München o. J. [um 1936].
  • Fergus Fleming: Nach oben. Die ersten Eroberungen der Alpengipfel. (Originaltitel: Killing dragons) Zürich 2012.
  • Magdalena H?usle: Mond?ner Schnee. High Society und wei?e Pracht im Bild. In: Tobias G. Natter: Schnee. Rohstoff der Kunst. Ostfildern 2009. Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Vorarlberger Landesmuseum, Bregenz, und Huber-Hus, Lech am Arlberg. 20. Juni-4. Oktober 2009. S. 198-209.
  • Max. J. Kobbert: Diamant und Schneekristall. Faszinierende Welt der Kristalle mit über 400 Farbaufnahmen und in 3D. München 2016.
  • Christian K?ck: Die ?sthetik des ?idealen“ Winters. Zur Saisonalit?t des Skisports. In: Skilauf – Volkssport – Medienzirkus. Skisport als Kulturph?nomen. Hrsg.: Markwart Herzog. Stuttgart 2005. S. 153-165.
  • Stephan Kunz: Die Schwerkraft der Berge. 1774-1997 ; [anl??lich der Ausstellungen im Aargauer Kunsthaus Aarau und der Kunsthalle Krems ; Aargauer Kunsthaus Aarau, 15. Juni bis 24. August 1997; Kunst-Halle Krems, 7. September bis 23. November 1997]. Basel [u.a.] 1997.
  • Charlie Lee-Porter: Sportswear in Vogue since 1910. New York 1984.
  • Andreas Luh: Umbruch und Kontinuit?t im Sport – Reflexionen im Umfeld der Sportgeschichte. Bochum 1991.
  • Christian Mary?ka: Das wei?e ?sterreich. Wintertourismus und Schneeplakate bis 1938. In: Tobias G. Natter: Schnee. Rohstoff der Kunst. Ostfildern 2009. Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Vorarlberger Landesmuseum, Bregenz, und Huber-Hus, Lech am Arlberg. 20. Juni-4. Oktober 2009. S. 66-77.
  • Daniela Mauch: Zur Ausdifferenzierung der Sportmode – eine systemtheoretische Untersuchung. 2. Aufl. Baltmannsweiler 2012.
  • B?rbel Michels: Wintersport im Sauerland in früherer Zeit. Brilon [1989].
  • B?rbel Michels: ?Gro?stadtunsitten“ und ?hosentragende Sportweiber“. Markante Probleme des frühen Skitourismus im Sauerland. In: Skilauf – Volkssport – Medienzirkus. Skisport als Kulturph?nomen. Hrsg.: Markwart Herzog. Stuttgart 2005. S. 49-67.
  • Gerd Otto, Wolfgang Otto: Olympisches Bayern – 100 Jahre Skisport. Bilanz und Ausblick im Jubil?umsjahr des Bayerischen Skiverbandes. Regensburg 2014.
  • Lorenz Pfeiffer: Vom Soldatensport zum Volkssport. Das Milit?r als Katalysator der Popularisierung des Skilaufs. In: Skilauf – Volkssport – Medienzirkus. Skisport als Kulturph?nomen. Hrsg.: Markwart Herzog. Stuttgart 2005. S. 69-94.
  • Constanze N. Pomp: Brettlehupfer. Die Frühphase des Skilaufens im Hochschwarzwald (1890-1930). Münster/New York 2016.
  • Michael Ponstingl: Mathias Zdarsky ?Posen des Wissens“. Zu einer fotographischen Kodierung des Skifahrens. In: Skilauf – Volkssport – Medienzirkus. Skisport als Kulturph?nomen. Hrsg.: Markwart Herzog. Stuttgart 2005. S. 123-149.
  • Christian Rapp: ?Der wei?e Rausch“. Der Skisport im deutschen Bergfilm um 1930. In: Skilauf – Volkssport – Medienzirkus. Skisport als Kulturph?nomen. Hrsg.: Markwart Herzog. Stuttgart 2005. S. 111-122.
  • Christian Rapp: Sonne über dem Arlberg. Wie das Kino die Skier zum Laufen brachte. In: Gerhard Strohmeier: Schnee – Gegenstand, Bilder und Mythen. In: Tobias G. Natter: Schnee. Rohstoff der Kunst. Ostfildern 2009. Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Vorarlberger Landesmuseum, Bregenz, und Huber-Hus, Lech am Arlberg. 20. Juni-4. Oktober 2009. S. 78-89.
  • Michaela Reichel: Die Sehnsucht des St?dters nach Schnee. In: Tobias G. Natter: Schnee. Rohstoff der Kunst. Ostfildern 2009. Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Vorarlberger Landesmuseum, Bregenz, und Huber-Hus, Lech am Arlberg. 20. Juni-4. Oktober 2009. S. 182-197.
  • Hansueli Rhyner, Tobias Jonas, Christian Rixen, Christoph Marty: Schnee als Ressource. In: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) (Hrsg.): Schnee. Darmstadt 2013. S. 88-109.
  • Toni Sch?necker: Skil?ufer, Skihaserl, Kanuten, Kraxler und anderes Volk. Gesammelt mit Worten von E. J. Luther. München 1934.
  • Barbara Stark: ?Und ein verewigt Eis umringt das kühle Tal…“. Schneegipfel und Gletschermassen in der Kunst zwischen 1770-1860. In: Tobias G. Natter: Schnee. Rohstoff der Kunst. Ostfildern 2009. Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Vorarlberger Landesmuseum, Bregenz, und Huber-Hus, Lech am Arlberg. 20. Juni-4. Oktober 2009. S. 102-125.
  • Manfred Tschaikner: ?Schneeflucht“ – Zur Bedeutung des Schnees im sp?tmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Vorarlberg. In: Tobias G. Natter: Schnee. Rohstoff der Kunst. Ostfildern 2009. Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Vorarlberger Landesmuseum, Bregenz, und Huber-Hus, Lech am Arlberg. 20. Juni-4. Oktober 2009. S. 44-53.
  • Bernhard Tschofen: Schnee-Kulturen. Vorüberlegungen zu einer Anthropologie des Schnees in popul?ren Bilderwelten. In: Tobias G. Natter: Schnee. Rohstoff der Kunst. Ostfildern 2009. Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Vorarlberger Landesmuseum, Bregenz, und Huber-Hus, Lech am Arlberg. 20. Juni-4. Oktober 2009. S. 30-43.
  • Christine Walther: Von ?goldigen M?dels“ und ?starken Kerlen“. Geschlechterspezifische ?sthetik und Wahrnehmung im Skisport. In: Skilauf – Volkssport – Medienzirkus. Skisport als Kulturph?nomen. Hrsg.: Markwart Herzog. Stuttgart 2005. S. 167-178.
  • Gundula Wolter: Hosen, weiblich. Kulturgeschichte der Frauenhose. Marburg 1994.

Bildnachweis:

  • Schwabinger Bauernball. In : Jugend Nr. 4 (1904). S. 107. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.
  • Die Gattin. In: Simplicissimus 29, Nr. 38. (15. Dezember 1924). S. 537. Wintersportausgabe. Titelblatt. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.
  • Skij?ring. In: Fliegende Bl?tter 84, Nr. 4303 (1928). Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.
  • Wintersport von morgens bis mitternachts. In: Simplicissimus 29, Nr. 38. (15. Dezember 1924). S. 537. Wintersportausgabe.
  • ?Bloomerkostüm“: nach Amelia Bloomer benannt. In: The Lily 1851. Gemeinfrei. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Amelia_Bloomer#/media/File:Amelia_Bloomer.jpg
  • Auf der H?he. H. M. Glatz (München, 1913) In: Jugend 11 (1914). S. 329. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.
  • Ehrenstandpunkt. In: Fliegende Bl?tter 1928 (84, Nr. 4351). S. 307. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.
  • An der Kurve. Titelblatt. In: Simplicissimus 30, Nr. 36 (7. Dezember 1925). Wintersportausgabe. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.
  • Theo Waidenschlager: Der Bauer und die Sporthose. In: Jugend Nr. 4 (1904). S. 100a. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.
  • Skifahrer: Ohne Titel. Bild: E. Th?ny. In: Simplicissimus 29, Nr. 38. (15. Dezember 1924). S. 518. Wintersportausgabe. Titelblatt. Bestand der Universit?tsbibliothek Regensburg.

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