Unter der Zielperspektive, Lehr? und Lernprozesse im Religionsunterricht reflexiv zu fundieren, verschr?nken die Mitarbeiter/innen am Lehrstuhl für Religionsp?dagogik und Didaktik des Religionsunterrichts systematische, empirische und didaktische Forschungszug?nge. Abgeschlossene Arbeiten und laufende Projekte widme(te)n sich der systematischen Kl?rung grundlegender Theoreme (insb. religi?ses Lernen und Korrelation), der empirischen Erkundung ausgew?hlter Problemzusammenh?nge (insb. Lernprozesse im Referendariat, Theodizee bei Jugendlichen, interaktive Interpretationen im Unterrichtsgespr?ch, subjektive Ungerechtigkeitserfahrungen) sowie der didaktischen Durchdringung wichtiger Themenfelder (insb. Bibeldidaktik und Kirchenraump?dagogik). In der Entwicklung einer kompetenzorientierten Schulbuchreihe wird das Ideal einer sich kritisch wie konstruktiv auf die Unterrichtspraxis beziehenden Forschung aktuell konkretisierend auf die Probe gestellt.
Am 16. Oktober 2024 wurde der Antrag von Dr. Rebecca Deurer auf F?rdermittel des digitalen Lehr-Lernlabors der Universit?t Regensburg (DigiLabUR) genehmigt.
Das Projekt soll es erm?glichen, in kooperativer Auseinandersetzung mit den Themen Sch?pfungsverantwortung, Christentum, Hinduismus und Buddhismus Kompetenzen im Umgang mit digitalen Lernformen im Religionsunterricht verschiedener Schulformen zu erwerben.
Mit Hilfe der DigiLabUR-Lehrprojektf?rderungsgelder kann nun im Sommersemester 2025 das Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem Nachhaltigkeitsbeauftragten der Fakult?t, Prof. Dr. Peter Scheuchenpflug, geplant wurde, umgesetzt werden.
Kontext:
Vor dem Hintergrund des für die Kulturwissenschaften propagierten ?spatial turn“ stellt sich für die Praktische Theologie die Frage, inwiefern soziale R?ume im Kontext der modernisierten Gesellschaft (und bei der Wahrnehmung historischer Praxiskonstellationen) neue Herausforderungen für religi?se Bildung (Religionsp?dagogik) und pastorales Handeln (Pastoraltheologie) sichtbar werden lassen. Dabei werden im Rückgriff auf soziologische Raumtheorien (Martina L?w, Marcus Schroer et. al.) exemplarische Erkundungen unternommen:
1.????? Kirchen(raum)p?dagogik und Tourismus
2.????? Johann Michael Sailer als Brückenbauer im Kreis seiner Schüler und Freunde. ? ? ? ? ? ? ? ?Pastoraltheologische Skizzen zum theologiegenerativen Potential sozialer ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?R?ume
3.????? Beratungsprozesse in einzelnen Praxisfeldern (auf Anfrage)
Ziel: Entwicklung von Analysekategorien für die Wahrnehmung einzelner Praxisfelder (Nr.1 und 2) und von Handlungsoptionen für deren Gestaltung (Nr.1)
Methoden: Projektbeschreibungen (vgl. Nr. 2), Theorie-Praxis-Veranstaltungen, Fortbildungen für Multiplikatoren (vgl. Nr. 1)
Literatur:
Zu Nr. 1:
Kirchenr?ume als Begegnungsr?ume. Reflexionen über das pastorale Potential von Kirchenr?umen im Kontext der modernisierten Gesellschaft, Hamburg 2009.
Von einladenden R?umen und ihrer Erschlie?ung. Kirche als Gastgeberin, in: Fuchs, Guido (Hg.), Gastlichkeit. Ihre Theologie, Spiritualit?t und Praxis im Gottesdienst, Regensburg?2012, 84-92.
Praktisch-theologische Perspektiven zum modernen Tourismus, in: KlBl 89 (2009) 164-167.
Zu Nr. 2:
Johann Michael Sailer als Brückenbauer im Kreis seiner Schüler und Freunde. Pastoraltheologische Skizzen zum theologiegenerativen Potential sozialer R?ume, in: Baumgartner, Konrad/Voderholzer, Rudolf (Hg.), Johann Michael Sailer als Brückenbauer. Festgabe zum 99. Katholikentag 2014 in Regensburg, Regensburg 2014, 223-244.
Kontext:
Das Verstehen als dynamischer Prozess im dialogischen und dialektischen Geschehen zwischen Leser und Text wird in der Rezeptionsforschung fokussiert. Ausgangspunkt dieser Entwicklungen ist der Leser als Rezipient. Der nicht-physisch anwesende Autor tritt in den Hintergrund, w?hrend dem Leser eine ma?gebliche Rolle für das Verst?ndnis des Textes zugemessen wird. Innerhalb der deutschsprachigen Theologie gewann der ?Akt der Verst?ndigung zwischen Bibeltext und Rezipient“ (Theis (2005) 116) seit Ende der 1980er Jahre an Bedeutung. Paradoxerweise wurde der ?Akt des Lesens“ (Iser (1994)) – auch in der religionsp?dagogischen Forschung – prim?r als individueller Rezeptionsprozess betrachtet. Unbeachtet blieb bis in die Gegenwart hinein die gemeinschaftliche Kommunikation über den schriftlichen Text. Dabei k?nnen insbesondere in der Kommunikation ?die jungen Menschen von ihren unterschiedlichen Lebenswelten her in [einen] reflektierten Dialog mit dem kirchlichen Glauben“ (Lehrplan für das Gymnasium in Bayern (2005)) gelangen.
Ziel:
Ziel des religionsp?dagogischen Forschungsprojektes ist es, interaktive Interpretationen eines biblischen Textes in offenen Unterrichtsgespr?chen zu dokumentieren und zu analysieren. Hierbei soll über die handlungsbezogene Nutzbarmachung, Auswertung und Systematisierung des biblischen Textes von Seiten der Schülerinnen und Schüler in der Kommunikation im Religionsunterricht Aufschluss erhalten werden.
Interaktive Interpretationen werden als wechselseitig beeinflusste ?bersetzungen des biblischen Textes im Medium des Gespr?chs definiert, da es im Gespr?ch zu einem ?‘Hin-und-her-Laufen’ zwischen den Gedanken und Ideen“ (Kolenda (2010) 34) der beteiligten Personen kommt. bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@e Interaktion wird im vorliegenden Projekt als ?wechselseitige Beeinflussung von Einstellungen, Erwartungen und Handlungen“ (Christmann (1999) 24) angesehen. Der Terminus Interpretation weist darauf hin, dass sich der Leser im Prozess des Lesens dem Text verstehend, erkl?rend und deutend ann?hert. In diesem Prozess übersetzt der Leser den Text für sich so, dass er diesen auf der Grundlage seines eigenen Verst?ndnisses nachvollziehen kann.
Methode:
Die Forschungsaufgabe, biblische Lernprozesse in Unterrichtsgespr?chen zu dokumentieren und zu analysieren, legt die Erarbeitung einer qualitativen Erhebungsmethode nahe. Hierfür sollen vier Unterrichtsstunden mit Unterrichtsgespr?chen über Kain und Abel (Gen 4) in vier oberpf?lzischen Religionsklassen der 10. Jahrgangsstufe aufgezeichnet werden. Angeregt durch Krummheuers ?Interaktionsanalyse“ und Porzelts ?Syntaktisch-semantischer Intensivanalyse“ werden unter der Perspektive der Interaktion die Syntax und die Semantik der Unterrichtsgespr?che untersucht.
Abschluss:
Die vorgestellte Dissertation wurde 2016 von der Fakult?t für Katholische Theologie der Universit?t Regensburg unter dem Titel "Ein Text, zwei Menschen, drei Lesarten. Interaktive Interpretationen eines biblischen Textes in Unterrichtsgespr?chen" angenommen und 2017 mit dem Kulturpreis Bayern der Bayernwerk AG und des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.
Literatur:
Deurer, Rebecca: Ein Text, zwei Menschen, drei Ansichten. Interaktive Interpretationen eines biblischen Textes in offenen Unterrichtsgespr?chen (Religionsp?dagogische Bildungsforschung: Bd. 4), Bad Heilbrunn (Klinkhardt) 2018.
Kontext:
Im Unbehagen an der – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kognitiven Verengung im religions?p?dagogischen Diskurs ethischen Lernens lenkt das geplante Forschungsprojekt in Verschr?nkung theologischer und humanwissenschaftlicher sowie empirischer Perspektiven das Interesse auf konkrete lebensgeschichtliche Ungerechtigkeitserfahrungen heutiger Jugendlicher. Die qualitativ-empirische Fokussierung dieser negativen moralischen Erfahrungen vor dem Hintergrund ihrer moralp?dagogischen Bedeutung greift Fritz Osers Theorie einer negativen Moralit?t auf und geht ihr zugleich auf den Grund.
Ziel:
Ziel des Dissertationsvorhabens ist es, die Relevanz von autobiografischen Ungerechtigkeitserfahrungen mitsamt ihrer moralisch relevanten Emotionen sowie impliziter Gerechtigkeitsverst?ndnisse für ethische?Lernprozesse systematisch zu ergründen und zu reflektieren.
Methode:
Als Rahmenkonzept der Erhebungs- und Auswertungsmethode dient das Vorgehen der Grounded Theory. In einer breiten Stichprobe sollen Jugendliche in ihrer eigenen Sprache und aus ihrer Perspektive eine pers?nliche Erfahrung von Ungerechtigkeit schriftlich erz?hlen. Die thematisch relevanten Schriftdokumente werden einerseits fallübergreifend durch theoretisches Kodieren ausgewertet, wobei die Eigenstruktur und Eigenart der Ungerechtigkeitserfahrungen sowie Kriterien jugendlicher Gerechtigkeitsverst?ndnisse und der Stellenwert religi?ser Bezugshorizonte und Deutungsmuster fokussiert wird. Um andererseits auch tiefer in die komplexe innere Struktur einzelner F?lle vorzudringen, werden die Kodierprozesse der Grounded Theory durch die sequentielle Fokussierung ausgew?hlter Schlüsselpassagen erg?nzt.
Die vorgestellte Dissertation wurde 2020 von der Fakult?t für Katholische Theologie der Universit?t Regensburg unter dem Titel "'Das fand ich wirklich ungerecht!' Eine empirisch-religionsp?dagogische Studie zu jugendlichen Ungerechtigkeitserfahrungen im Kontext ethisch-religi?ser Bildung" angenommen.
Johann Michael Sailer (1751-1832) und seine konfessionsübergreifenden "Kreise". Eine Neubeschreibung des theologiegenerativen Potentials dieser "Epizentren" praktisch-theologischer Theoriebildung und Praxisgestaltung ?
Johann Michael Sailer - der von Papst Johannes Paul II als "Kirchenlehrer Europas" bezeichnet wurde - stellt eine zentrale Figur in der Geschichte der Pastoraltheologie wie auch der kirchlichen Praxis des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts dar. Die Nachhaltigkeit und weite Verbreitung seiner innovativen theologischen Ans?tze über die katholische Kirche im deutschen Sprachraum hinaus verdankt sich im Wesentlichen den unterschiedlichen "Kreisen" bzw. "Schulen", in denen diese neuen Perspektiven aufgegriffen und weiterentwickelt wurden. Für eine praktisch-theologische Ekklesiologie k?nnte es deshalb ein Gewinn sein, eine pr?zise Analyse des enormen theologiegenerativen Potenzials dieser "Kreise" vorzunehmen, um sowohl perspektivische Verengungen der Wahrnehmung der katholischen Kirche im besagten Zeitraum aufdecken als auch Inspirationen für gegenw?rtige praktisch-theologische Herausforderungen gewinnen zu k?nnen. Die "Sailer-Kreise" wurden zwar in der bisherigen Sailerforschung bereits vielfach in Einzeldarstellungen er?rtert, allerdings zeigen sich doch bei n?herer Betrachtung "blinde Flecken": So wird erstens die Rolle der Laien in diesen Kreisen nur unzureichend reflektiert; hier sind in jüngerer Zeit aufschlussreiche Quelleneditionen erschienen, die in eine Gesamtbetrachtung eingeordnet werden müssen. Zweitens waren in diesen konfessionsübergreifenden Kreisen auch Frauen beteiligt, wobei deren Beitrag zur praktisch-theologischen Neuorientierung bisher nur andeutungsweise erhoben wurde! Zus?tzlich zu einer Durchsicht des bereits beschriebenen Quellenmaterials muss unter anderem das Korpus der Briefe Sailers an Auguste Eleonore zu Stolberg-Wernigerode (ca. 400 Schriftstücke) in seiner Gesamtheit für die Sailerforschung erschlossen werden. bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@e Gesamtschau erm?glicht dann ein wesentlich differenzierteres Bild dieser konfessionsübergreifenden praktisch-theologischen Theoriebildung und Praxisgestaltung im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert.
Beginn: 1.10.16
Projektleitung: Apl. Prof. Dr. Peter Scheuchenpflug
Durchführung: PD Dr. Gabriele Zieroff