Folgende Tagung hat die Forschungsstelle in den Jahren 2020-24 ausgerichtet:
Organisatoren: Prof. Dr. Ralf Junkerjürgen, Dr. Jan-Christoph Marschelke (beide Uni Regensburg)
Veranstalter: Forschungsstelle Kultur- und Kollektivwissenschaft
Zeit: Fr, 08.11.2024, 9:30 s.t. - ca. 18 h
Ort: Altes Finanzamt, Landshuter Str. 4, 93047 Regensburg, Seminarraum 319
Anmeldung: kostenlos, bitte bis 29.10.24 an jan.marschelke[at]ur.de
Session 1: Die Kunst der Kollektivit?t
Session 2: Jenseits des Geniekults – ?individuelle Kunst‘ als kollektives Produkt?
Session 3: Kollektivit?t als Gegenstand von Kunstproduktion und -konsum
Organisatoren: Prof. Dr. Heike Delitz (Uni Regensburg)
F?rderung: bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@e Veranstaltung ist Teil des DFG-Projektes "Architektonische Modi kollektiver Existenz"
Beteiligte Institutionen: DFG-Projektes "Architektonische Modi kollektiver Existenz", Forschungsstelle Kultur- und Kollektivwissenschaft, AK Architektursoziologie (in den Sektionen Kultursoziologie sowie Stadt- und Regionalsoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziogie, DGS)
Zeit: Mi/Do, 11./12.09.2024
Ort: Altes Finanzamt, Landshuter Str. 4, 93047 Regensburg, Seminarraum 319
Anmeldung: nach M?glichkeit bitte bis 01.08.24 an heike.delitz[at]ur.de
Programm/Flyer: bitte hier herunterladen
Mittwoch, 11.09.24
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Donnerstag, 12.09.24
Organisation: Prof. Dr. Heike Delitz
Kooperation: mit der Sektion Kultursoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Datum: 18./19.03.2024
Ort: Altes Finanzamt (ALFI), Raum 319, Landshuterstr. 4, 93047 Regensburg
Unter dem Titel eines ?ontological turn“ des anthropologischen Denkens geht es Autoren wie Philippe Descola und Eduardo Viveiros de Castro um die Blickwendung ihrer Disziplin, der Kultur- und Sozialanthropologie, zum Vergleich von Ontologien. Unter Ontologie wird dabei die Konzeption der beiden Bereiche von Natur und Kultur verstanden; und die entscheidende Operation, der turn besteht darin, in den Vergleich nun die eigenen Grundbegriffe, die eigene Ontologie einzubeziehen.
bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@e Denkbewegung ist paradox, da die eigene Ontologie im selben Zug gleichwohl grundlegend bleibt, in dem sie Gegenstand des Vergleichs wird; und sie ver?ndert nicht nur die Begriffe von Natur und Kultur. Weitere, zentrale Begriffe der Kultur- und Gesellschaftstheorie (des Menschen, der Person und des Subjekts; des Sozialen und des Politischen, der Gesellschaft und des Kollektivs ) werden insofern andere, als die je ?eigenen‘ Begriffe nun neben die anderer, au?ereurop?ischer Denktraditionen gestellt werden.
In den Schlüsseltexten dieser vergleichenden, das europ?ische Denken dezentrierenden Theorieoperation werden vier divergente ?Ontologien“ oder ?Identifikationsmodi“ von Menschen und Nichtmenschen gegenübergestellt (Descola); oder es werden zwei ?umgekehrt symmetrische‘ Ontologien in Bezug gesetzt (Viveiros de Castro): Der europ?ische ?Multikulturalismus“ wird aus dem Blick des amerindianischen ?Multinaturalismus“ auf neue Weise sichtbar: als Ausgang von der Universalit?t der Natur und der ausschlie?lich menschlichen Vielfalt des Kulturellen, neben dem umgekehrten Ausgang von einer allgemeinen Menschlichkeit oder Kultur (auch ?Nichtmenschen‘ haben Kultur) und einer Vielfalt der Naturen oder der K?rper. Weitere Arbeiten sind zu erw?hnen, die ihrerseits darum ringen, die europ?ischen Grundbegriffe und Konzepte auszusetzen, um dem au?ereurop?ischen Denken gerecht zu werden. ?Wissenschaftlerinnen der westlichen Tradition k?nnen nicht erwarten, dass andere die metaphysischen Probleme des westlichen Denkens l?sen“, schreibt 1988 Marylin Strathern in Gender of the Gift; und weiter: die Begriffspaare von Individuum-Gesellschaft und Natur-Kultur sind auszusetzen, um die ?distinkte Natur der melanesischen Sozialit?t“ und ihrer Subjekte (?Dividuum‘) denken zu k?nnen. Zu nennen ist auch Eduardo Kohn, dem es anders als Descola und Viveiros de Castro (in Wie W?lder denken) indes buchst?blich um eine Ontologie, um eine – mit den Mitteln der Anthropologie erstellte – Aussage über das ?Sein‘ oder über Seinsarten geht.
Im Hintergrund des (durchaus umstrittenen) ontological turn liegt eine bereits vorher einsetzende Wendung der Disziplin: der ?reflexive turn‘, oder die Writing Culture Debatte der 1980er. In Folge dieser Debatte, die eine postkoloniale Selbst-Kritik in die Kultur- und Sozialanthropologie eingeführt hat, wird jede Vorstellung eines ?anderen Denkens‘ und ?anderer Kulturen‘ als Projektion der eigenen Kultur, als Essentialismus und als Othering kritisiert. Im theoriegeschichtlichen Hintergrund liegt zugleich – nun positiv, als Wegbereiter und Vorg?nger, das Werk von Claude Lévi-Strauss. Im ontological turn handelt es sich in der Tat – und im Anschluss an deren Schlüsselbegriff der ?Transformation“ – um eine Radikalisierung der strukturalen Anthropologie.
Für die Kultursoziologie als allgemeine Theorie von Gesellschaft – als allgemeine soziologische Theorie, die kulturtheoretisch argumentiert – ist diese Theoriedebatte der Nachbardisziplin vielfach interessant.Anschluss an deren Schlüsselbegriff der ?Transformation“ – um eine Radikalisierung der strukturalen Anthropologie.
Für die Kultursoziologie als allgemeine Theorie von Gesellschaft – als allgemeine soziologische Theorie, die kulturtheoretisch argumentiert – ist diese Theoriedebatte der Nachbardisziplin vielfach interessant.
Es geht erstens um au?ereurop?ische Gesellschaften, die von Soziologinnen nicht nur klassischer Weise als ?vormodern‘ oder ?archaisch‘ verstanden, sondern weiter theoretisch und empirisch ignoriert werden. Insgesamt fehlt ein Interesse an der Theoriearbeit und den Forschungen in der Anthropologie. In diesem Fall erlaubt diese Theoriearbeit eine erhebliche Erweiterung des Begriffs der ?Kultur“ (auch Tiere oder Pflanzen haben Kultur) und der Nachbarbegriffe (Mensch, Subjekt, Person, Akteur usw.); sie erlaubt eine allgemeine Theorie von Gesellschaft (die andere Kultur- und Gesellschaftstheorien ernst nimmt und deren Grundbegriffe einbezieht).
Zugleich wird auch die Frage der kolonialen Effekte auf au?ereurop?ische Bedeutungssysteme bearbeitbar (die untersuchten Kultur- und Gesellschaftstheorien werden als Gegen-Anthropologien lesbar, als solche, die koloniale Erfahrungen verarbeiten). Nicht zuletzt geht es in diesen Werken auch um eine politische ?kologie, um andere Natur-Kultur-Verh?ltnisse und Behandlungen der Naturwesen (diese Lektüre scheint bisher im Vordergrund zu stehen, wobei Descola zudem mit Bruno Latour gelesen, und auch diesem ein ontological turn unterstellt wird). Es gibt neuere, empirische Forschungsrichtungen der Anthropologie, die an den ontological turn anschlie?en (z.B. eine ?Monster-Anthropologie‘, die empirische Untersuchung der imagin?ren Gestalten, in die jeweils zeitgen?ssische ?ngste projiziert werden). Ebenso lassen sich für die Kultursoziologie empirische und konzeptionelle Anschlüsse vorstellen, etwa die vergleichende Frage nach dem ontologischen Status von Artefakten und den Konsequenzen für das kollektive Leben.
Die Frühjahrstagung der Sektion Kultursoziologie 2024 wird als Lektüre-Werkstatt stattfinden: Jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin liest im Vorfeld die von uns zur Verfügung gestellten Auszüge aus den zentralen Texten (oder mehr, natürlich); und stellt dann zum gemeinsamen close reading je einen Text kurz vor.
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Literaturgrundlage (Auswahl):
Claude Lévi-Strauss, Das wilde Denken (1962) und Mythologica I (1971)
Philippe Descola: Jenseits von Natur und Kultur, dt. 2011 (2005); ders., ?Transformation transformed“, Hau 2016; In the Society of Nature, 1996 (1986) oder andere Texte
Eduardo Viveiros de Castro: From the Enemy’s Point of View, 1996; ders., Kannibalische Metaphysiken, dt. 2019 (2009), oder andere Texte
Marilyn Starthern: The Gender of the Gift, 1988; “No Nature, No Culture: The Hagen Case”, 1980
Eduardo Kohn: Wie W?lder denken, dt. 2023
(und weitere, z.B.: Roy Wagner,
Beginn: Mo, 18.03.24, 13:30 h
Ende: Di, 19.03.24, 14:00 h
Kritik:
Sekund?rliteratur:
Sekund?rliteratur:
Organisatoren: Prof Dr. Mark-Oliver Carl (Uni Oldenburg), Dr. Jan-C. Marschelke (Uni Regensburg)
Veranstalter: Forschungsstelle Kultur- und Kollektivwissenschaft
Zeit: Freitag, 10.11.2023, 09:30-18:00 h
Ort: Haus der Begegnung, Hinter der Grieb 8, 93047 Regensburg
Anmeldung: bitte bis sp?testens 02.11.2023 an jan.marschelke@ur.de. Die Teilnahme ist kostenlos.
Die Intensivkonferenz lotet Schnittmengen, Synergien und Reibungsfl?chen zwischen Kognitiver Schematheorie und dem Kollektivparadigma aus. Die kognitive Schematheorie, erstmals umrissen in Kants Kritik der reinen Vernunft und ausformuliert durch den P?dagogen Piaget, geh?rt inzwischen zum theoretischen Inventar so unterschiedlicher Disziplinen wie der Künstlichen Intelligenzforschung, der kognitiven Anthropologie, der Lese- und Entwicklungspsychologie und diversen Literatur-, Medien- und Kulturtheorien. Eng verwandte theoretische Konzepte sind das sozial- und politikwissenschaftliche Frame-Konzept sowie das Konzept des Stereotyps. Das Zusammenspiel von Schemata und (bei der Rezeption aufgebauten oder im Ged?chtnis gespeicherten) Repr?sentationen einzelner Texte wurde schon in den 1930er-Jahren von Bartlett untersucht und bildet das Fundament einer lesepsychologischen Forschungstradition in der Nachfolge von van Dijk / Kintsch, die nicht nur die Critical Linguistic Studies, sondern auch viele Fachdidaktiken und ihre konstruktivistischen Modelle des Verstehen-Lernens gepr?gt hat. Kulturelle Varianz kognitiver Schemata steht seit dem ?cultural turn“ in der Schematheorie in den 1980ern im Mittelpunkt. Eine explizite Inbezugsetzung von Kollektivparadigma und Schematheorie ist bisher jedoch kaum versucht worden.
Sie nimmt wichtige Fragen aus neuer Perspektive in den Blick: L?sst sich das kollektivwissenschaftliche Konzept der ?Standardisierung‘ kognitionspsychologisch als Schemaetablierung bzw. kulturellen Modellaufbau fassen? Welchen Beitrag k?nnen die Kollektivwissenschaften dann zum Verst?ndnis des individuellen Erwerbs kultureller Modelle und dessen sozialer und institutioneller Pr?gung leisten? Schlie?lich sind es regelm??ig kollektive Settings in denen Lernen im Allgemeinen und Schemaerwerb insbesondere stattfindet: Sei es die Familie, die Schulklasse oder das Seminar. Noch grunds?tzlicher k?nnte man fragen: Welchen Beitrag leistet Kollektivit?t zu menschlichem Erkennen? Der Einfluss von Kollektivit?t ist einerseits offensichtlich, andererseits fehlt es aber an einer systematischen Auseinandersetzung damit. ?ltere sozialpsychologische Ans?tze wie das Konformit?tsexperiment von Simon Asch w?ren hier ebenso konsultierbar wie die community-of-practice-Beitr?ge von Lave/Wenger, gerade auch in ihren aktualisierten, praxeologischen Varianten.
Bei der Diskussion dieser Fragen darf nicht vergessen werden, dass Schemata nicht unmittelbar zwischen Menschen ausgetauscht, gelehrt oder gelernt werden, sondern nur vermittels (jeweils erst zu konstruierender) Repr?sentationen von Kommunikationsgegenst?nden, weshalb die Kommunikations- und Medienwissenschaften und ihre eigenen Kultur- und Verstehenstheorien ebenfalls in die Diskussion mit einzubeziehen sind. Gerade diese mediale Ebene scheint in den aktuellen kollektivwissenschaftlichen Publikationen noch nicht systematisch berücksichtigt worden zu sein. Noch weitergehend geht es auch um die Frage, inwieweit Kollektivit?t nicht selbst etwas ist, das in Form kognitiver Schemata erlernt und dann praktisch angewandt wird. Wobei Kollektivit?t – man denke etwa an das Zusammenspiel in Sportmannschaften – wom?glich auch in einer Weise erlernt werden kann, die so k?rperlich ist, dass die dezidiert kognitive Schemaperspektive erg?nzt werden müsste. Inwiefern dies durch Konzepte der embodied cognition in einer für die Kollektivwissenschaften sinnvoll nutzbaren Weise gefasst werden kann, ist ebenfalls zu diskutieren.
bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@e Diskussionen sollen auf der Tagung im interdisziplin?ren Dialog zwischen Philosoph*innen, Literaturwissenschaftler*innen und -didaktiker*innen, Soziolog*innen, Kultur-, Kommunikations- und Kollektivwissenschaftler*innen geführt werden. Dabei werden in aufeinander folgenden Zeitbl?cken die Themenschwerpunkte ?Kollektivit?t und Erkenntnis“, ?Schemata und Repr?sentationen von Kollektiven“ sowie ?Lernkollektive“ verhandelt.
(Jürgen Grimm, Wien)
Organisatoren: Prof. Dr. Frank Adloff/Dr. Philipp Degens (Uni Hamburg)
Veranstalter: Forschungsstelle Kultur- und Kollektivwissenschaft
Zeit: 18.11.2022, 09:00-18:00 h
Ort: Altes Finanzamt, Landshuter Str. 4, 93047 Regensburg, R 319
Anmeldung: Teilnahme ist kostenlos, bitte Anmeldung bis 11.11.2022 an jan.marschelke@ur.de
Hinweis: Das (zweite) konivivalistische Manifest kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
Die Tagung soll dazu dienen, die jüngeren Debatten um die politische Philosophie des Konvivialismus bzw. das Konzept der Konvivialit?t aufzugreifen und für die Analyse neu entstehender, nachhaltiger Kollektivformen fruchtbar zu machen (vgl. Konvivialistische Internationale 2020). Konvivialit?t bedeutet in einem weiten Sinne, nicht auf Kosten Anderer (seien es andere Menschen oder nicht-menschliche Entit?ten) zu leben, also die Externalisierung negativer Handlungsfolgen zu vermeiden (Adloff 2020). Hier zeigt sich ein utopisches Moment umfassender Konvivialit?t, welches letztlich nie erreicht werden kann, aber stetig angestrebt wird. Es l?sst sich normativ eine Art Stufenmodell der Konvivialit?t heraussch?len, welches mehrere Dimensionen umfasst. Erstens erfordert Konvivialit?t die Einhaltung zivilgesellschaftlicher Minimalstandards der Gewaltlosigkeit und der Toleranz von Differenzen. Zweitens bezeichnet Konvivialit?t Interaktionsformen der wechselseitigen Anerkennung. Wechselseitige Stereotypisierungen, Verdinglichungen und verunglimpfende Zuschreibungen Anderer werden hierbei vermieden. Drittens betont Konvivialit?t zivilgesellschaftliche Motive von Gleichheit und Selbstorganisation und fordert nicht-hierarchische und demokratische Organisationsformen.
Konviviale Kollektivit?t l?sst sich einerseits als utopischer Idealtyp verstehen. Andererseits findet sie sich in spezifischen gesellschaftlichen R?umen als ?reale Utopie“ (E. O. Wright) bereits pr?figuriert. Zudem versuchen Zivilgesellschaft und soziale Bewegungen Anst??e für eine Gesellschaftstransformation hin zu mehr Konvivialit?t zu geben. Auf der Tagung wollen wir sowohl existierende pr?figurative Praktiken der Konvivialit?t als auch die Forderungen sozialer Bewegungen nach einer gro?en Transformation er?rtern. Die Themen sollen in drei thematischen Bl?cken diskutiert werden.
Erstens sollen existierende alternativ-?konomische Praktiken, die sich in demokratischer Ausgestaltung dem Gemeinwohl verschreiben, untersucht werden (Degens/Lapschie? 2022). Zu denken ist hier etwa an st?rker gemeinschaftsorientierte Formen wie das Zusammenleben in Ecovillages, Kommunen oder neuen Wohnformen. Betrachtet werden aber auch neue Formen gemeinschaftsgetragenen Wirtschaftens, etwa in Initiativen der solidarischen Landwirtschaft oder in Food Coops sowie von Akteuren der Gemeinwohl?konomie, innerhalb derer konviviale Beziehungen erprobt werden, die nicht notwendigerweise auf engen Vergemeinschaftungsprozessen basieren.
Zweitens soll die Frage nach der Zusammensetzung konvivialer Kollektivit?ten mit Blick auf ?neue Kollektive im Anthropoz?n“ (Schroer 2020) er?rtert werden. Dabei werden symbiotische Formen, Beziehungen zwischen menschlichen und more-than-human-Entit?ten zum Gegenstand der Betrachtung. Hier ist etwa an Arbeiten zu multi-species commons zu denken bspw. im Rahmen ?kologischer Landwirtschaft oder der Tier- und Naturrechtsbewegung (Donaldson 2020).
Im dritten Themenblock m?chten wir nicht bereits existierende Verbindungen von Konvivialit?t und Kollektivit?t analysieren, sondern soziale Bewegungen als Antreiber sozialen Wandels hin zu Konvivialit?t betrachten. Bekannte, teils transnationale Bewegungen wie Fridays for Future oder Extinction Rebellion, aber auch Akteure des globalen Südens wie La Via Campesina, versuchen etwa, eine sozial-?kologische Transformation zu Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit einzufordern und voranzutreiben. Auch hier finden sich, so die Ausgangsüberlegung, Momente konvivialer Beziehungen zwischen den Mitgliedern. Es gilt zu untersuchen, inwieweit und in welchen Bündniskonstellationen tats?chlicher sozialer Wandel in solchen transnationalen Netzwerken errungen werden kann.
bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@e Themenkomplexe befassen sich allesamt mit der Suche nach neuen Formen konvivialer Kollektivit?t im Zeitalter des Anthropoz?ns und lassen sich unter diese drei ?berschriften bringen:
Organisator: Prof. Dr. Volker Depkat (Uni Regensburg)
Veranstalter: Forschungsstelle Kultur- und Kollektivwissenschaft
Zeit: Fr, 19.11.21, 09:00-18:00 h
Ort: Universit?t Regensburg, Altes Finanzamt, R 319 sowie via Zoom (Hybridformat)
m Zuge der theoretischen Errungenschaften des "spatial turn" haben wir gelernt, R?ume nicht einfach nur als physikalisch-materiell gegebene Realit?t zu begreifen, die den Hintergrund umrei?t, vor dem soziale Interaktion stattfindet. Vielmehr sehen wir R?ume inzwischen immer auch als auf reale Orte bezogene gesellschaftliche Konstruktionen an, die aus interessegeleiteten und stets kontroversen Prozessen sozialer Sinnstiftung hervorgehen.
Damit wird "Raum" zu einem Schichtungsph?nomen, in dem sich naturr?umlich-physikalische, politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Dimensionen komplex überlagern. Als ein solches ist Raum dann nicht l?nger nur der passive Hintergrund sozialer Interaktion, sondern er bringt diese immer auch ein stückweit mit hervor. Raum wird gewisserma?en zu einem Akteur eigenen Rechts, der mit dazu beitr?gt, das Handeln von Individuen und Gruppen anzuleiten, zu motivieren und zu strukturieren.
Als auf 'reale' geographische Orte bezogene gesellschaftliche Sinnstiftung und kollektive Imagination wird Raum in besonderem Ma?e anschlussf?hig an Fragestellungen der Kollektivwissenschaft. Kollektive verorten sich in R?umen, imaginieren sich als Gemeinschaft immer auch durch R?ume, und beziehen ihr Handeln auf R?ume. R?ume werden so einerseits durch das Handeln von Kollektiven konstruiert, andererseits strukturieren sie eben dieses Handeln auch.
Im Zentrum der eint?gigen Intensivkonferenz stehen Identifikationsr?ume gesellschaftlicher Kollektive. Sie fragt zum einen danach, welche 'realen' R?ume gesellschaftliche Kollektive als Identifikationsraum reklamieren, wie sie diese als Identifikationsr?ume konstruieren, visualisieren und auf orientierungsgebenden ?mental maps“ verorten. Zum anderen fragt die Konferenz danach, wie die als identit?tsrelevant konstruierten R?ume das Handeln von Kollektiven pr?gen.
Die Vortr?ge der Tagung k?nnten Themen behandeln wie zum Beispiel
Vormittag:
Nachmittag:
Organisatoren: Dr. Dana? Simmermacher (Uni Halle/Saale), Dr. Jan-C. Marschelke (Uni Regensburg)
Zeit: Mi, 23.09.-Fr, 25.09.2020
Ort:?Online (Zoom)
Hinweis: ?ffentlich sind die Plenen und die Sessions, nicht aber die Werkstatt-Sitzungen (s.u. Programm)
Tagungsflyer zum Download: hier
Menschliches Miteinander, Sozialit?t, Kollektivit?t – das funktioniert nicht, wenn jede*r nur an sich selbst denkt, wenn niemand bereit, ist Opfer zu bringen bzw. Beitr?ge zu leisten, ohne dafür unmittelbar belohnt zu werden. Wie aber dann? Kaum ein Wort wird zur Umschreibung der notwendigen Opferbereitschaft so h?ufig verwendet wie ?Solidarit?t“ – in der Corona-Krise ist es nahezu allgegenw?rtig. Warum aber sollte sich jemand solidarisch mit (oder loyal zu) anderen verhalten, wenn nicht zum eigenen Vorteil? Eine m?gliche Antwort w?re: Aus einem Gefühl der Zugeh?rigkeit oder Verbundenheit heraus. Indes sind diese Affekte h?ufig sehr partikularistisch: Menschen bevorzugen Familie und Freund*innen, viele auch Landsleute oder Glaubensgenoss*innen usw. Solche Partikularismen werden sogar allgemein anerkannt: Enge Verwandte genie?en Zeugnisverweigerungsrechte, und der Wohlfahrtsstaat verteilt zwar nicht exklusiv, aber doch bevorzugt an Staatsbürger*innen. Mit universalistischen Gerechtigkeitsprinzipien scheint das indes schwerlich vereinbar – und das macht Ph?nomene wie Solidarit?t und Loyalit?t so brisant.
Die zugrundeliegende Frage lautet: Inwiefern lassen sich Kollektivierung und kollektives Handeln rational erkl?ren, inwieweit beruhen sie auf affektiven Prinzipien? Ihre Beantwortung hat weitreichende Implikationen für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Politik und Moral – etwa für die andauernde Debatte um gesellschaftliche Integration, die Frage nach M?glichkeiten politischer Mobilisierung oder nach Ursachen für Klientelismus und Korruption.Im Zentrum der Tagung steht der Versuch, affektive Ph?nomene wie Solidarit?t, Loyalit?t etc. systematisch zu bestimmen. Sind es Emotionen, Stimmungen, Dispositionen, Zust?nde, Ereignisse, Handlungen, Praktiken, Beziehungen, Netzwerkmechanismen, Werte oder gar Tugenden, Haltungen, sind es situative oder langfristige Ph?nomene etc.? In welchem Verh?ltnis stehen sie einerseits zu kognitiven Erkl?rungen und rationalen Begründungen und andererseits zu affektiven Kr?ften? Welche Funktionen und Konsequenzen haben sie für Kollektivierung und kollektives Handeln, welche für die Akteur*innen? Schaffen sie Integration, Koh?sion, Kooperation oder Konflikte, Dilemmata, Fragmentierung?
Mittwoch, 23. September 2020
Donnerstag, 24. September 2020
Session 1: (Moralische) Pflichten und die affektiven Elemente von Kollektivit?t
Freitag, 25. September 2020
Session 2: Zwischen Ritual und Strategie: Affektivit?t und rationales Handeln
Veranstalter: Forschungsstelle Kultur- und Kollektivwissenschaft in Kooperation mit dem Zentrum für Europ?ische Bildung (Universit?t Zagreb, Kroatien, Prof. Dr. Siegfried Gehrmann)
Zeit: 20.11.2020
-> entf?llt wegen COVID-19
Sollte Englisch die globale Sprache der Wissenschaft sein, oder ist die Mehrsprachigkeit von Wissenschaft beizubehalten bzw. wiederherzustellen? bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@e Frage wird kontrovers diskutiert.
Tats?chlich ist die Anglophonisierung der Wissenschaft bereits weit vorangeschritten. In zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen, etwa den Naturwissenschaften, den technischen Wissenschaften, der ?konomie und der Medizin ist es geradezu zu einem anglophonen Sprachwechsel gekommen, in denen Nationalsprachen als Publikations- und Kommunikationssprachen kaum noch eine Rolle spielen. Nicht muttersprachlich anglophone Forschende, die diesen Sprachwechsel vollziehen, versprechen sich internationale Sichtbarkeits-, Partizipations- und Rezeptionsgewinne sowie Zugang zu einem weltumspannenden Wissenschafts- und Publikationsmarkt. Vorangetrieben wird diese wissenschaftssprachliche Entwicklung durch die Herausbildung der ?unternehmerischen Universit?t“ und einer marktorientierten Restrukturierung des akademischen Feldes. Systemisch steuert diese Entwicklung auf Englisch als einzige Wissenschaftssprache zu, weil andere Sprachen die internationale Sichtbarkeit und damit auch die Markt-, Gewinn- und Aufstiegschancen im globalen Ranking der Universit?ten um ein Vielfaches verringern würden. Wesentliches Steuerungsinstrument dieser anglophonen Neuausrichtung der Universit?t ist die Vermessung der Qualit?t von Wissenschaft nach H?he ihres Impacts auf Basis von anglophon dominierten Zitationsindizes und Rankingsystemen. Den vorl?ufigen Schlusspunkt dieser Entwicklung bildet die zunehmende Anzahl englischsprachiger Studieng?nge au?erhalb des muttersprachlich englischen Sprachraums.
Dementsprechend ist ein zentrales Argument der Befürworter der Anglophonisierung die Notwendigkeit, sich an die internationalen Rahmenbedingungen einer global wettbewerbsf?higen Wissenschaft anzupassen. Schon 1986 hat Hubert Markl, der damalige Pr?sident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, diesen Zusammenhang wie folgt formuliert: ?Die Spitzenforschung spricht Englisch“, eine nationalsprachig verfasste Wissenschaft sei international nicht mehr wettbewerbsf?hig. Daneben finden sich aber auch universalistisch gesinnte Argumente für das Englische, erm?gliche es doch schon jetzt de facto auf globaler Ebene Kommunikation und Verst?ndigung, bis hin zu der ?berlegung, ob seine globale Verbreitung es nicht bereits zu kulturneutralen lingua franca gemacht habe. Zudem würden durch eine einheitliche Wissenschaftssprache solche Forschungsergebnisse allgemein sichtbar, die Mehrsprachigkeit für viele Forschenden bisher unzug?nglich gemacht h?tte.
Gegner verweisen auf die Hegemonialit?t sowohl des dieser Entwicklung zugrunde liegenden ?konomischen (und damit auch: gesellschaftstheoretischen) Modells als auch seiner regionalen bzw. nationalen Provenienz: Englisch sei alles andere als kulturneutral. Darüber hinaus werden aber u.a. auch gnoseologische Argumente vorgetragen, die – im Kontext der These von der linguistic relativity – darauf verweisen, dass Sprache mit Weltzug?ngen und damit Erkenntnisweisen gekoppelt sei: Einsprachigkeit bedeute eine Verknappung der Erkenntnisdimensionen, um nicht zu sagen: ihre Eindimensionalit?t. Schlie?lich sei die gesellschaftliche Frage zu stellen, wie die Kommunikation zwischen Wissenschaft und regional- bzw. nationalsprachlichen ?ffentlichkeiten noch herstellbar seien, wenn jene sich endgültig anglophonisiere. Vertreter dieser Position setzen sich daher nachdrücklich für den Erhalt und die F?rderung einer mehrsprachigen Wissenschaft ein.
Soweit der Istzustand des Themas. Die ihn pr?genden Argumente will die Konferenz sichten und einen bisher vernachl?ssigten Aspekt hinzufügen, n?mlich den, dass die involvierten Kollektive an den prognostizierten Entwicklungen unterschiedlich teilhaben und der Grad ihrer Betroffenheit variiert. Welche Kollektive sind das und über wie viel Handlungsmacht verfügen sie, um als Gewinner und Verlierer aus dem Ganzen hervor zu gehen? Wie ist ihr Selbstverst?ndnis und wie argumentieren sie ihre Ansprüche?
An erster Stelle steht wohl das Kollektiv der Wissenschaftler, das in verschiedenartige Segmente aufzuteilen ist. Zu nennen w?ren Natur-, Geistes- und technologische Wissenschaften; Ordinarien und Mitarbeiter; Dozenten und Studierende; Herausgeber führender wissenschaftlicher Zeitschriften und Sammelwerke und über Sein und Nicht-Sein urteilende Peers. Je nach Segment und Disziplin ist man entweder Akteur oder Opfer unterschiedlicher Versprachlichungsstrategien wissenschaftlicher Publikationen – bzw. beides gleichzeitig –, wobei die Positionen entweder karrierebezogen, disziplin?r oder epistemologisch begründet werden. Ein einheitlicheres Kollektiv bilden Verlagsh?user und Privatunternehmen, die Rankings und Indizes auf Basis anglophon dominierter Datenbanken erstellen, sowie Hochschulleitungen, die auf Basis dieser Daten die Internationalisierung ihrer Institutionen vorantreiben. Das mehrfach subdifferenzierte Kollektiv der Politiker spielt ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle, wenn es um die Sprachlichkeit der Wissenschaft resp. die Erhaltung einer nationalsprachlich verfassten gegenüber einer anglophonen Wissenschaft geht. Auch hier gehen die Bruchlinien quer durch alle Parteien und politische Ausrichtungen. Für alle diese Kollektive dürfte sich der Primat des Englischen als Weltwissenschaftssprache in den einzelnen L?ndern unterschiedlich auswirken.
Die Tagung wird in folgende vier Themenbl?cke unterteilt sein:
Referenten (alphabetisch):