An der diesj?hrigen Konferenz der European Association of Biblical Studies (EABS) nahmen neben Dr. Arabella Cortese, die mit Kolleginnen der Universit?t Graz und der LMU München zusammen die Session ?Jews, Christians, and the Materiality of Mortuary Rituals in Late Antiquity“ organisiert hatte, auch die Graduierten Marina Pizzi und Adrian Linz je mit einem Beitrag teil.
Die mehrt?gige Konferenz in Sofia (BUL) bot nicht nur über Führungen am Montag, den 15.07.2024, die M?glichkeit den Tagungsort und seine Geschichte n?her kennen zu lernen, sondern auch mit zahlreichen Forscherinnen und Forschern aus den Bereichen biblische Studien, Theologie, Alte Geschichte, Patristik, klassische und hebr?ische Philologie und Studien des Nahen Ostens aus aller Welt in den Austausch zu kommen. Die Er?ffnung am Montagabend in den R?umlichkeiten der St. Kliment Ohridski Univerist?t Sofia war herzlich und – nicht zuletzt wegen der 38 Grad Au?entemperatur, die die gesamte Tagung überschatten – ?warm“.
Regionales Geschichtsmuseum Sofia
Dr. Arabella Cortese hatte mit ihren Kolleginnen Dr. Sarah Hollaender (Graz) und Daniela Coppola (München) mit dem Thema der jüdischen und christlichen Materialit?t der Begr?bnisrituale in der Sp?tantike ein breites Spektrum an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen der Arch?ologie, Theologie und Alten Geschichte geladen, die in ihren bereichernden Vortr?gen und Diskussionen sich den Thema multiperspektivisch annahmen und Fallbeispiele aus dem gesamten R?mischen Reich pr?sentierten. Neben aktuellen Grabungsberichten aus Israel standen u.a. Besprechungen von jüdischen und christlichen Grabinschriften und Funeralkunst.
?
Adrian Linz gab auf Basis der stadtr?mischen Katakombenmalerei und Sarkophagplastik Einblicke in das christliche Totenmahl und dessen m?gliche Hintergründe und Implikationen. Er ordnete dieses in die griechisch-r?mischen Praktiken ein und konnte herausstellen, inwiefern dieses Mahl überhaupt als ein Ritual zu verstehen ist. bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@bezüglich entscheidend ist sicherlich auch die offensichtlich beabsichtigte Uneindeutigkeit der Bilder, sodass der Betrachterin/dem Betrachter stets mehrere Interpretationsm?glichkeiten offenstanden: Vom himmlischen Mahl über die Eucharistie bis hin zum Gedenken an die Verstorbenen.
Vortrag von Adrian Linz in Sofia
Marina Pizzi wandte sich in ihrem Vortrag den Darstellungen von Personengruppen und deren rituellen Bedeutung in der Grabmalerei des Balkans zu. Sie konnte mit Hilfe von Vergleichen aus dem gesamten Mittelmeerraum auf einer breiten Basis von Quellen arch?ologischer und literarischer Provenienz herausarbeiten, inwiefern die Personen als Dienerinnen und Diener bzw. Teilnehmer an einer Grabprozession zu verstehen sind. Dadurch war es ihr m?glich zu zeigen, wie die bestattete Person sich im bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@seits pr?sentieren wollte und welchen Status sie für das Jenseits ersuchte.
Insgesamt kann man durch die zahlreichen Eindrücke und den fruchtbaren Austausch die Konferenz als einen vollen Erfolg verbuchen.
Der Vortrag von Marina Pizzi in Sofia
(Bericht: A. Linz, Fotos: A. Cortese)
Vom 1. bis 4. Juli nahmen Arabella Cortese und Sophia Wagner am International Medieval Congress in Leeds teil, der in diesem Jahr das Thema ?Krise“ zum Schwerpunkt hatte. Als gr??te interdisziplin?re medi?vistische Konferenz Europas stellt der IMC ein wertvolles Forum des wissenschaftlichen und kollegialen Austauschs dar.
Am 3. Juli pr?sentierte Sophia Wagner in einem von der niederl?ndischen Stiftung Cartusiana organisierten Panel mit dem Titel ?Causing a Commotion: Carthusian Monks' Interactions with Religious Women in the Later Middle Ages“ einen Einblick in einen Teilbereich ihres Dissertationsprojekts. Ihr Vortrag behandelte die wirtschaftlichen und spirituellen Kontakte der Nürnberger Kartause Marienzelle mit dem nahegelegenen Klarissenkloster St. Klara im Sp?tmittelalter.
Arabella Cortese stellte am 4. Juli in ihrem Vortrag mit dem Titel "Venerating Saints in Times of Crisis: Urban Transformations in the Seventh-Century Byzantine Empire" ausgew?hlte Beispiele für die Ver?nderungen in Heiligenkulten am ?bergang von der Antike zum Mittelalter, sichtbar in der st?dtischen Raumgestaltung, vor. Der Vortrag fand im Rahmen der Session “Local Perspectives on Late Ancient Crises III: Managing the Ecclesia”, organisiert von Mateusz Jakub Fafinski und Jakob Riemenschneider statt.
(Bericht: S. Wagner, Fotos: A. Cortese)
In aller Frühe brach am 21. Mai 2024 eine Exkursionsgruppe von Promovierenden und Dozierenden des Graduiertenkollegs ?Metropolit?t in der Vormoderne‘ nach Nürnberg auf. Organisiert wurde die Exkursion von den beiden Nürnberg-Forscherinnen Sophia Wagner und Isabell Hesse, die die Gruppe auch vor Ort führten. Im Rahmen eines ausführlichen Stadtrundgangs mit Besuch verschiedener historischer St?tten (wie z.B. den Kirchen St. Sebald und St. Lorenz, dem Alten Rathaus und der Kaiserburg) erl?uterte Isabell Hesse die Nürnberger Geschichte in Verbindung mit den metropolitanen Merkmalen der Stadt. Der Fokus lag dabei auf der Entwicklung Nürnbergs von den ersten Siedlungen bis hin zur mittelalterlichen (und schlie?lich modernen) Metropole mit einflussreicher Stadtelite, florierendem Handwerk und Handel sowie beeindruckenden Stadtbefestigungen. Nach dem Mittagessen führte Sophia Wagner die Exkursionsgruppe durch das Germanische Nationalmuseum und stellte dabei bedeutende Objekte der Sammlung aus verschiedenen Jahrhunderten vor, darunter z.B. den Goldhut von Ezelsdorf/Buch, die Adlerfibel, den Codex Aureus und den Heiltumsschrein, in dem die politisch bedeutende Stadt die Reichskleinodien aufbewahrt hatte. Zudem bot sie einen umfassenden ?berblick über das Nürnberger Kart?userkloster, dessen R?umlichkeiten inzwischen Teil des Museums sind. Die Gruppe besichtigte u.a. Kirche, Kreuzg?nge und M?nchsh?user der Kartause, w?hrend Sophia Wagner die Besonderheit eines Klosters mit eremitischer und z?nobitischer Lebensweise, das dabei aber in einer Metropole gelegen war, herausstellte.
(Bericht: I. Hesse, Fotos: A. Cortese)
Nach mehrw?chiger Vorbereitung und intensiven Diskussionen bezüglich des Programms war es am 6. Februar so weit und eine kleine Gruppe Interessierter machte sich auf Spurensuche in Augsburg. Ziel der Exkursion war es die Geschichte und st?dtebauliche Entwicklung des r?mischen und mittelalterlichen Augsburgs, hinsichtlich seiner Rolle als vormoderne Metropole, n?her zu studieren.
Da ein straffes Programm zu absolvieren war, wurde von Maria Whitten bereits im Zug anhand von Bildmaterialien das erste Referat zum Bronzegrabmal des 1302 verstorbenen Augsburger Bischofs Wolfhard von Roth gehalten. bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@es sticht hervor nicht nur durch die Materialwahl, sondern auch durch die pr?zedenzlose Art der Darstellung sowie das Vorhandensein von Künstlersignaturen – für die Entstehungszeit eine absolute Rarit?t.
In Augsburg angekommen ging es im Stechschritt zur Basilika St. Ulrich und Afra, jedoch mit einem kurzen Abstecher in das Schaezler-Palais, Augsburgs bedeutendstem und am besten erhaltene privaten Wohn- und Gesch?ftshaus des 18. Jahrhunderts mit einem nach historischen Befunden gestaltete Rokoko-Garten. Die Basilika selbst wurde der Gruppe durch Exkursionsleiter Dr. Lorenzo Cigaina nahegebracht. Herausstechend ist dabei, dass es sich um die Grablege der drei Bistums-/Stadtheiligen Sintpert, Ulrich und Afra handelt. Auch eine Auswahl früh- und hochmittelalterlicher Abtsgrabsteine finden sich in der Vorhalle, für den Metropolit?tsaspekt jedoch am bedeutendsten sind einige der Kapellen. Da ist zum einen die italienische Vorbilder imitierende Simpertuskapelle mit ihren Terrakottafiguren der Apostel und Christus, zum anderen die von den Fuggern gestifteten Andreas-, Georgs- und Bartholom?uskapelle. Die Fugger als Augsburger Pendant zu den Medici sind in der Stadt und ihrer Sakraltopographie allgegenw?rtig und würden den Teilnehmer*innen im Laufe des Tages noch des ?fteren begegnen.
Rokkoko-Garten und Südseite des Schaezler-Palais (?Maria Whitten)
Nach einer kurzen St?rkung ging es weiter im Hohen Dom Mari? Heimsuchung. Dort gab es eine einstündige Führung durch Herrn Rudolf Ziegler vom Dompfarramt, der der Gruppe sehr versiert und mit Leichtigkeit die unterschiedlichen baulichen Zeugnisse der verschiedenen Bauphasen nahebrachte. Besonders beeindruckend sind hierbei die frühromanischen Krypten der Doppelchoranlage, ein sp?tgotisches Monumentalfresko sowie die reiche Grabmallandschaft des Kreuzganges. Bei einem kurzen Besuch im Di?zesanmuseum konnte auch noch die originale, aus dem 11. Jahrhundert stammende Bronzetür mit bis heute nicht eindeutig identifizierter figuraler Ornamentik besichtigt werden.
?
Bronzeportal aus dem frühen 11. Jht. (?Maria Whitten)
Der Nachmittag wurde schlie?lich den frühen Wurzeln von Augsburg gewidmet. Das r?mische Museum bildete die perfekte Gelegenheit N?heres zur r?mischen Vergangenheit der Stadt zu erkunden. Leda-Sophie Moors hielt zun?chst einen Vortrag über die allgemeine Geschichte der r?mische Stadtanlage. Sie wurde im Jahre 15 v. Chr. als Milit?rlager errichtet und erhielt den Namen Augusta Vindelicum (Vindelicorum). Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich der Ort zu einem der wichtigsten Handelszentren des R?mischen Reichs, innerhalb der Provinz Raetia. Seine günstige Lage an der Via Claudia Augusta und den Flüssen Wertach und Lech steuerten dazu bei, dass Augsburg an Bedeutung zunahm. Marina Pizzi erg?nzte den Vortrag durch eigene Recherchen zur antiken Schiffsanlegestelle. Anhand von ausgestellten Reliefdarstellungen, die den Transport von Gütern bildlich belegten, wurde das antike Transportwesen nochmal deutlich gemacht. Am Ende führte Magdalini Valsamidou durch einige der wichtigsten Exponate des Museums.
Den Bezug zur Frühen Neuzeit stellte dann der Besuch des Rathauses her. Filip Schuffert hielt vor Ort ein Referat zur Entstehung und historischen Bedeutung dieses beeindruckenden Baues. Die Teilnehmer*innen konnten sich zudem vor Ort vom Prunk des Goldenen Saals überzeugen, einem Kulturdenkmal der Sp?trenaissance. Im Augsburger Rathaus fand 1712 der Reichstag statt, da in Regensburg die Pest wütete. Nach der Zerst?rung im Zweiten Weltkrieg wurde der Goldene Saal zwischen 1980 und 1996 originalgetreu rekonstruiert und zeigt nun wieder Wandmalereien mit je acht heidnischen und acht christlichen Kaisern, die sich mit ihren jeweiligen Wahlsprüchen gegenüberstehen und dabei die ?berlegenheit des Christentums über das Heidentum ausdrücken. In der Mitte der eindrucksvollen Nussholzdecke mit Rund- und Ovalbildern sowie goldüberzogenen Ornamenten thront die Sapientia in Frauengestalt als wichtigste Tugend eines jeden Herrschers.
Die Runde der Exkursionsteilnehmer im Goldenen Saal im Augsburger Rathaus (?Maria Whitten)
Schlussendlich widmete sich die letzte Etappe der Exkursion der berühmten Fuggerei von Augsburg: Die ?lteste Sozialsiedlung der Welt. Seit über 500 Jahren leben in der von Jakob Fugger gestifteten ?Stadt in der Stadt“ bedürftige katholische Augsburger*innen. Laut Stiftungsurkunde soll die Fuggerei ?in ewig Zeit“ bestehen und ist damit ein Verbindungsglied zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die informativ gestalteten musealen R?ume zu Alltag, Bewohner und Geschichte der Fuggerei sind angereichert mit rekonstruierten M?beln und digitalen Film- und Medienstationen, die in kurzen Clips zeigen, wie vielseitig das Wohnen in der Fuggerei war und ist. Da die Fuggerei um 18 Uhr für Besucher schlie?t, kam der reiche Exkursionstag zu einem Ende. Auf Wunsch wurde noch die Kirche St. Anna aufgesucht, um die dortige Fuggerkapelle zu besichtigen. Allerdings war diese bereits geschlossen und so trat die Gruppe – ges?ttigt von vielf?ltigen Eindrücken – die Rückfahrt nach Regensburg an.
In der Fuggerei (?Maria Whitten)
In Anbetracht der reichen historischen Bedeutung der Stadt Augsburg war die Exkursion nicht nur ?u?erst lehrreich, sondern bot zudem die M?glichkeit, Wissen zu einer vormodernen Metropole an einem konkreten Beispiel zu vertiefen.
Magdalini Valsamidou/Maria Whitten