Die Test- und Versuchsfahrten erfolgten vornehmlich auf der unteren Naab zwischen Mariaort und Etterzhausen und dem nahegelegenen Donauabschnitten bis hinab zum Pfaffensteiner Wehr (Abb. 1). Das Schiff erwies sich auch ohne Ballast als gut ausgetrimmt. Die Riemen wurden aus ergonomischen Gründen bis 2005 auf 4,25 m verl?ngert, die Riemenbl?tter l?nger und etwas schm?ler ausgearbeitet (Breite max. 12 cm). Die Maximalgeschwindigkeit auf kurzen Strecken belief sich bei einer trainierten Gruppe bei stehendem Gew?sser und ohne Wind auf 10,5-11 km/h. Auf l?ngeren Strecken (1000 m) wurden Werte von 8,5-8,9 km/h erreicht. Die Man?vrierf?higkeit erwies sich als zufriedenstellend bis gut. Durch erg?nzende Ruderman?ver der Besatzung (?Halt Wasser“; ?Streich Wasser“) konnte die Regina trotz ihres schlanken Rumpfes auf engstem Raum aber erstaunlich schnell und effektiv die Fahrtrichtung ?ndern (Abb. 2).
Bei diesem sich über drei Wochen erstreckenden Langstreckentest von Regensburg nach Budapest (Abb. 3), der den 361 n.Chr. über die Donau führenden Flottenvorsto? Julian Apostatas von Ulm nach Banóstor (nahe Novi Sad) nach zu vollziehen trachtete, konnte eine gemischte studentische Besatzung Dauergeschwindigkeiten von knapp 4 km/h (bereinigt, ohne Str?mung!) über Zeitr?ume von bis zu 10 Stunden erreichen (Abb. 4 - Besatzung auf Langstreckentour). Eine Doppeletappe von 98 km wurde unter Ruder und Segel in 10 Stunden 38 Minuten bew?ltigt! Besonders hervorzuheben sind die Messdaten in Bezug auf den Segeleinsatz: Es stellte sich heraus, dass dieser bei günstigem Wind vollauf die Ruderkraft kompensierte und das Schiff teilweise sogar schneller voranbrachte (Abb. 5 – Schiff unter Segel beim Donauknie bei Visegrád). bwin娱乐_bwin娱乐官网欢迎您@ ist insofern bemerkenswert, als die Regensburger Navis Lusoria ?nur“ ein Rechtecksegel mit knapp 25 m2 Fl?che besitzt, w?hrend wir für die Antike ein deutlich gr??eres Lateinersegel mit besserer Energieausbeute (auch bei Seitenwinden) voraussetzen k?nnen. Besonders nutzbringend dürfte das Segel bei Fahrten stromaufw?rts gewesen sein, da hier kein Kraftverlust bedingt durch die Talstr?mung zu verzeichnen ist. Bei Tulln z.B. konnte nach Relingslog (d.h. ohne Str?mung) ein Geschwindigkeitswert von im Schnitt 7 km/h ermittelt werden. Zu bedenken ist auch, dass es entgegen den Vermutungen in der Forschung durchaus m?glich ist, parallel zum Segeln zu rudern, d.h. auch bei günstigen Windverh?ltnissen kann auf den meisten Strecken der Donau auch stromaufw?rts gefahren werden.
Die Konstruktion der Navis Lusoria erwies sich erneut als au?ergew?hnlich robust. Mehrere riskante Anlegeman?ver mit unfreiwilliger Erprobung des Rammsporns und ein komplettes Anstranden des Schiffes bedingt durch den modernen Schiffsverkehr (über 1,5 m hohe Bugwellen!) hinterlie?en keine empfindlichen Spuren.
Die Tests mit studentischen Gruppen und Schülern der gymnasialen Oberstufe (Staatl. Von Müller-Gymnasium Regensburg, Leitung Fr. Christine Ferstl) konzentrierten sich r?umlich vorwiegend auf das Stillwassergebiet der unterem Naab und inhaltlich auf Probleme der Ruderaufh?ngung. Insgesamt erweis sich hier die Aufh?ngung der Antriebsriemen vor dem Dollpflock als die ergonomisch günstigere, die auch zu etwas besseren Geschwindigkeitswerten führte. Dafür war die Anbindung der Riemen hinter den Dollpfl?cken mit einer geringeren Strapazierung dieser Widerlager und entsprechend verringerten Abnutzung verbunden. Testfahrten mit einer geschulten Rudergruppe des Erlanger Ruderclub (Sept. 2010) best?tigten diese Werte und erreichten hinsichtlich der erzielten Geschwindigkeiten wieder das Niveau von 2005/06 (Abb. 6 – Hier bei Bew?ltigung der 1000 m-Strecke mit Riemen hinter dem Dollpfl?cken).
In den auf offenem Gew?sser durchgeführten Segeltests konnten im Wesentlichen die Segelleistungen und -eigenschaften der Regina bei der Exploratio Danubiae best?tigt werden (Abb. 7). Bedeutsam ist, dass das verwendete Rahsegel auch noch bei einem eigentlich ungünstigen Windeinfallswinkel von 90° (Halber Wind) noch für Antrieb sorgte. Die Rammtests erwiesen sich als sehr aufschlussreich, was die Einsatzbedingungen der Naves Lusoriae im Gefecht betrifft. Obwohl die Regina keinen Rammsporn im herk?mmlichen Sinne aufwies, reichte die aus einem natürlich gewachsenen Krummholz gestaltete Bugspitze als stumpf endendes ?Embolon“ v?llig aus, um ein aus zwei Einb?umen hergestelltes Transportflo? im massiven Rammeinsatz zu besch?digen und unter Wasser zu drücken. (Abb. 8).
Gemeinsame Fahrten auf Naab und Donau mit einer von der Friedrich-Alexander-Universit?t Erlangen gebauten Galeere "F.A.N." des Typs Oberstimm-Manching zeigten 2019 die Relevanz gut ausgebildeter remiges der Regensburger navis lusoria, die nach wie vor in der Lage war, es bezüglich Geschwindigkeit über lange Distanzen und bezüglich weiterer Fahreigenschaften wie der Wendigkeit mit dem kürzeren Neubau aufzunehmen.
Zuletzt beteiligten wir uns an der von der EU gef?rderten "Journey without limits" (2022) entlang des Donaulimes und fuhren im Verband mit der F.A.N. sowie einer nach anderen Pl?nen rekonstruierten navis lusoria ("Danuvina Alacris") von Kelheim bis Regensburg. Im Verband dreier r?mischer Galeeren die Weltenburger Enge zu passieren, verhinderte eine Sperre des dortigen Schiffsverkehrs wegen Niedrigwassers. Auch auf dieser Fahrt best?tigte sich die Leistungsf?higkeit der langen, schnittig-schmalen Regensburger navis lusoria gegenüber wuchtigeren Entwürfen.
Im Juni 2023 konnte nach viertelj?hriger Bauzeit der aus einer studentischen Masterarbeit hervorgegangene Einbaum "Franconia-Franziska" zu Wasser gelassen werden. Erste Tests und Experimente deuten darauf hin, dass naves lusoriae auch aus versteckter, nicht ruderbereiter Position in der Lage waren, binnen kürzester Zeit am Horizont auftauchende Einb?ume einzuholen und zu stellen. Weitere Versuche zwischen Einbaum und navis lusoria werden folgen!