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Mitteilungen der Universit?t Regensburg

Alles nur K?se?

Forschende der Universit?t Regensburg untersuchen psychologische Unterschiede zwischen Vegetarier*innen und Veganer*innen


26. April 2024

Wissen vs. K?se: Psycholog*innen der Universit?t Regensburg erforschen die essentielle Rolle von Wissen bei der Wahl der Ern?hrungsform und untersuchen, warum man h?ufig nicht nach diesem Wissen handelt?

Die Anzahl an vegetarisch und vegan lebenden Menschen nimmt immer mehr zu, weshalb sich auch die Wissenschaft verst?rkt mit entsprechenden Themen besch?ftigt. Vegetarier*innen und Veganer*innen sind sich zwar einerseits ?hnlich, weil sie kein Fleisch und keinen Fisch konsumieren – womit sie sich von der Mehrheit der Gesellschaft deutlich unterscheiden. Andererseits unterscheiden sie sich aber auch untereinander, denn w?hrend Vegetarier*innen tierische Produkte wie K?se, Milch oder Eier konsumieren, vermeiden Veganer*innen alle Produkte, die tierischer Herkunft sind, also neben den entsprechenden Nahrungsmitteln auch Leder oder bestimmte Kosmetikprodukte. Die UR-Psycholog*innen?Roland Mayrhofer, Lara Roberts, Julia Hackl und Katja Frischholz sind daher der Frage nachgegangen, wie sich diese Unterschiede zwischen Vegetarier*innen und Veganer*innen psychologisch erkl?ren lassen.?

Beide Gruppen sind haupts?chlich durch dieselben Ziele motiviert, n?mlich Tiere zu schützen und m?glichst nachhaltig zu leben. Ein Lebensstil, der tierische Produkte komplett vermeidet, schützt nicht nur Tiere offenkundig am besten, sondern schont auch die Umwelt am meisten. In anderen Worten: Ein veganer Lebensstil passt also am besten zu diesen Zielen. Daher stellt sich die Frage: Weshalb führen dieselben Ziele zu unterschiedlichem Verhalten??

In einer umfangreichen Studie wurden 1.420 Teilnehmende (Vegetarier*innen, Veganer*innen und Vegetarier*innen, die in Zukunft vegan leben m?chten) aus Deutschland, ?sterreich und der Schweiz befragt. Dabei stellte sich heraus, dass in der veganen Gruppe das Wissen zur Tierhaltung und -industrie, aber auch zu umweltrelevanten und gesundheitlichen Aspekten deutlich h?her war als in der vegetarischen Gruppe und bei den zukünftigen Veganer*innen. Daher, so die Schlussfolgerung, spielt Wissen zu den entsprechenden Themen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, ob jemand vegan ist oder werden m?chte.?

Weiterhin führt Mayrhofer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für P?dagogische Psychologie, aus: ?Für uns war es am überraschendsten, welche herausragende und wichtige Rolle K?se einnimmt. Den Teilnehmenden fiel es sehr schwer, K?se tats?chlich wegzulassen, beziehungsweise sich vorzustellen, dass sie K?se weglassen würden. Bei den übrigen Nahrungsmitteln – Fleisch, Fisch oder anderen Milchprodukten – war dies deutlich leichter.“ Wie wichtig Wissen ist, zeigt sich auch am Beispiel K?se: So war das Wissen, dass K?se nicht immer vegetarisch ist – weil manche Sorten tierisches Lab enthalten, das aus den M?gen von K?lbern gewonnen wird – in der vegetarischen Gruppe deutlich niedriger als in der veganen Gruppe. Zudem war sich etwa ein Drittel der Vegetarier*innen nicht bewusst, dass auch für eine vegetarische Ern?hrung Tiere sterben – vor allem m?nnliche Küken und K?lber oder Milchkühe mit nachlassender Milchleistung – w?hrend dies den Veganer*innen zu über 90% klar war.

Was viele Vegetarier*innen und Veganer*innen eint: Die Initialzündung für den Verzicht auf Fleisch bildet meistens eine schockierende Erfahrung, wie beispielsweise ein Video zu Grausamkeiten aus der Tierhaltung oder Schlachth?fen. Die folgende Entwicklung des eigenen Ern?hrungsstils scheint jedoch von der aktiven Suche nach weiteren Informationen beeinflusst zu werden. Es besteht die M?glichkeit, sich durch die weitere Besch?ftigung mit Themen wie Tierhaltung und -industrie, Umwelt, Ern?hrung und Gesundheit, aber auch zur praktischen Umsetzung eines veganen Lebensstils im Alltag, Wissen anzueignen, das über offensichtliche Zusammenh?nge hinausgeht, wie etwa, dass für Fleisch Tiere get?tet werden. Es besteht aber auch die M?glichkeit, den ersten Schock als Anlass zu nehmen, auf Fleisch zu verzichten, bestimmte Dinge aber lieber doch nicht so genau wissen zu wollen, um das eigene Gewissen nicht zu belasten – oder weil K?se eben doch zu verführerisch schmeckt.?


Originalpublikation:?
Mayrhofer, R., Roberts, L.M., Hackl, J.M., & Frischholz, K. (2024). Psychological differences and similarities between vegans, prospective vegans, and vegetarians. Motivation, knowledge, vegan literacy – and cheese. Frontiers in Psychology 15: 1163869. doi: 10.3389/fpsyg.2024.1163869
https://www.frontiersin.org/journals/psychology/articles/10.3389/fpsyg.2024.1163869/full?


Informationen/Kontakt

Roland Mayrhofer
Institut für Psychologie
Lehrstuhl für P?dagogische Psychologie
Tel: +49 (0) 941 943-3317
E-Mail: roland.mayrhofer@psychologie.uni-regensburg.de
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