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Mitteilungen der Universit?t Regensburg

"Invasive Ameisen entziehen sich unseren Angriffen"

Invasive Ameisen verzichten selektiv auf Giftk?der und entziehen sich so dem wirksamsten Bek?mpfungsmittel


17. Januar 2024

Invasive Ameisen sind wirtschaftlich kostspielig und ?kologisch verheerend, und die meisten unserer Ausrottungsversuche sind gescheitert. Nun haben Forscher*innen der Universit?t Regensburg und der Universit?t Buenos Aires?herausgefunden, dass diese Ameisen die umweltfreundlichste und wirksamste Bek?mpfungsmethode - Giftk?der -, umgehen k?nnen, indem sie diese schnell aufgeben, bevor die Ameisen get?tet werden k?nnen. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Fachmagazin Nature?Communications Biology ver?ffentlicht.?

Die durch invasive Ameisen verursachten Kosten sind schwindelerregend: eine aktuelle Studie sch?tzt sie auf 52 Milliarden US-Dollar. Die ?kologischen Kosten der Ameiseninvasion sind jedoch vielleicht noch schlimmer: Invasive Ameisen verdr?ngen die einheimischen Ameisen, destabilisieren die ?kosysteme und bringen sogar Wirbeltiere wie Seev?gel an den Rand der Ausrottung. Viele L?nder haben Millionen für Bek?mpfungsma?nahmen ausgegeben, aber zwei Drittel der Ausrottungsversuche sind gescheitert. Niemand wei? wirklich, warum.

?Ich habe jahrelang gegen Ameisenbefall gek?mpft“, sagte Dr. Roxana Josens (Universidad de Buenos Aires), die die Studie leitete. ?Ich habe Giftk?der ausgelegt, um die Ameisen zu t?ten, und sie verschwanden - aber nur dort, wo die K?der lagen. Die Ameisen auf der anderen Seite der Wand waren noch sehr lebendig. Also fragte ich mich: T?te ich sie wirklich, oder tricksen uns die Ameisen aus?"

Um dies zu testen, lie?en die Forscher*innen argentinische Ameisen von zwei verschiedenen Nahrungsquellen fressen. Es kamen immer mehr Ameisen, bis schlie?lich Hunderte von Ameisen gefüttert wurden. Dann wurde eine der Nahrungsquellen gegen eine identische ausgetauscht, die ein Insektengift enthielt, das die Ameisen aber trotzdem sehr gerne fra?en. Innerhalb weniger Stunden begann die Zahl der Ameisen an der Giftnahrung zu sinken, bis nach 6 Stunden nur noch 20 % übrig waren. Die Zahl der Ameisen auf dem nicht vergifteten Futter blieb jedoch hoch. ?Es ist h?chst unwahrscheinlich, dass der Rückgang der Ameisen am Futter darauf zurückzuführen ist, dass die Ameisen starben“, sagt daher?Daniel Zanola, der das Experiment durchführte. ?Im Labor lie?en wir die Ameisen das giftige Futter trinken und beobachteten sie genau - nur sehr wenige starben innerhalb von 6 Stunden.“ Die Ameisen wurden auch nicht satt - sonst würde auch die ungiftige Nahrungsquelle Ameisen verlieren. Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Ameisen das giftige Futter nicht wegen seines Geschmacks ablehnen. Irgendwie erkannten die Ameisen das Futter als giftig und lie?en es selektiv liegen, um den sch?dlichen Auswirkungen zu entgehen.
?Das ist eine gro?e Sache“, sagt Dr. Tomer Czaczkes vom Lehrstuhl für Zoologie und Evolutionsbiologie der Universit?t Regensburg, der ebenfalls an der Studie mitgearbeitet hat. ?Erstens k?nnte dies erkl?ren, warum es uns nicht gelingt, diese invasiven Ameisen in Schach zu halten. Aber es k?nnte noch schlimmer sein: Der Rückgang von 80 %, den wir feststellen, ist sehr ?hnlich wie bei vielen anderen ?erfolgreichen“ Bek?mpfungsma?nahmen. Aber haben diese früheren Bek?mpfungsma?nahmen die Ameisen dann wirklich get?tet, oder wurden sie ebenfalls umgangen? Wir wissen es einfach nicht. Ich vermute, es war eine Mischung aus beidem“, so Dr. Czaczkes.?
?Kürzlich haben mehrere Forscher*innen herausgefunden, dass Ameisen über clevere Methoden verfügen, um sich gegen natürliche Feinde und Krankheitserreger zu verteidigen“, sagt Dr. Josens. ?Es sieht so aus, als ob sie ihre 'soziale Immunit?t' auch zur Verteidigung gegen unsere K?der einsetzen k?nnten.“?
Das Team arbeitet nun intensiv daran herauszufinden, wie genau die Ameisen ihre Verteidigung erkennen und koordinieren.

Originalpublikation
Zanola, D., Czaczkes, T.J. & Josens, R.; “Ants evade harmful food by active abandonment”; Commun Biol 7, 84 (2024). https://doi.org/10.1038/s42003-023-05729-7
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Informationen/Kontakt

Dr. Tomer Czaczkes
Lehrstuhl für Zoologie und Evolutionsbiologie
Universit?t Regensburg
E-Mail: tomer.czaczkes@ur.de
Tel.: +49 (0)176 34427597
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